#184

Ich muss den armen Paul McCartney in Schutz nehmen. Wenn ich mich richtig erinnere, soll die zweite Zeile von She was just seventeen / You know what I mean unter beachtlicher Mithilfe von John Lennon entstanden sein. Es war 1962, wir sollten das den Jungs vielleicht durchgehen lassen.

Und Rocky Raccoon war immer eins meiner Lieblingslieder vom Weißen Album, gerade über Her name was Magill, and she called herself Lil / But everyone knew her as Nancy kann ich noch immer freuen. Übrigens haben langjährige Studien bei Youtube ergeben, dass diese hier die beste Coverversion des Songs ist. Solange die jungen Menschen noch Freude an den Klassikern haben, ist nicht alles verloren.

— Kommentar bei Something I learned today


6 Kommentare

  • Ich hatte noch so ein altes McCartney-Interview im Kopf, wo er selbst sagte, dass die zweite Zeile von I saw her standing there nicht viel bedeuten solle. Als ich es jetzt nachprüfen wollte, stellte ich fest, dass das nicht mehr Stand der Forschung ist: Lennon gefiel die ursprüngliche zweite Zeile nicht und er machte den Vorschlag für den Ersatz. Also hast du recht.
    Für die Rocky-Raccoon-Zeile könnte man argumentieren, dass sie versinnbildlichen will, dass die Frau viele Gesichter hat und keiner so recht weiß, wer sie wirklich ist. Ich bleibe aber dabei , dass McC einfach einen Reim auf fancy brauchte.
    Das Lied ist natürlich trotzdem sehr schön.

    • An diesen Stellen merkt man immer, wie sehr wir alle darunter leiden, dass McCartney die Geschichtsschreibung allein verantworten muss. Es gibt so viele Dinge, von denen ich gern wüsste, wie John es gesehen hat oder heute sehen würde (was zudem zu der Frage führt, ob es eine Reunion gegeben hätte, als die verbliebenen drei Beatles in den 80er Jahren vollkommen out und erfolglos waren, tja).

      Rocky Raccoon ist für mich einfach ein Beispiel für den Humor der Band. Klar ist das ein Reim mit dem Holzhammer.

  • Ich war lange auch der Ansicht, nur Lennon sei das wahre Genie bei den Beatles gewesen, McCartney hingegen nur ein zweitklassiger Schmalzbarde mit den immergleichen Silly Lovesongs. Aber je länger ich mich mit den Beatles beschäftige, desto mehr muss ich diese Meinung revidieren. Ich glaube heute, der Zauber der Beatles verdankt sich wirklich der Zusammenarbeit und gegenseitigen Ergänzung zwischen diesen beiden fantastischen Musikern. (Und die andern zwei waren ja auch nicht gerade schlecht…) Man hat Lennon wegen seines frühen gewaltsamen Todes ein bisschen zu sehr glorifiziert, glaube ich.

    Die verlinkte Coverversion von Rocky Racoon ist wirklich absolut zauberhaft!

    • Ich stimme vollständig zu.

      Was mir in der letzten Zeit immer klarer geworden ist: Es war mal Lennons Band. Er hat sie gegründet, er hat ihr den Namen gegeben, er hat McCartney und Harrison aufgenommen. Lennon war der Chef, man sieht das auch bei den Live-Aufnahmen, als es noch Konzerte gab. Aber je länger es dauerte, um so mehr ging diese Rolle verloren, Lennon war auf den letzten beiden Alben musikalisch kaum noch vorhanden. Ich denke, das hat zur Auflösung der Band beigetragen, die geniale Balance der beiden Songschreiber ging verloren. Für mich ist es ein großes Wunder, was Lennon 1970/71 solo alles geschafft hat, das Ende der Beatles muss für ihn auch eine Befreiung gewesen sein.

  • Interessant, das ist ein bisschen so wie bei Brian Jones von den Stones. Am Anfang war er klar der Bandleader, und dann tritt er immer weiter in den Hintergrund, Jagger und Richards übernehmen den Leadpart als ungleiches Duo. Bei Let It Bleed spielte schon Mick Taylor mit, und kurz darauf ertrank Brian Jones im Pool.

    Pete Townshend und Roger Daltrey spielen heute noch manchmal zusammen. Sind aber, laut Townshend, keine Freunde. Es ist so eine Sache mit den kreativen Partnerschaften.

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