Ende Oktober

Im Museumshafen liegt ein Schiff, das mit dem Beginn des Krieges im letzten Jahr eine sowjetische und eine russische Fahne gehisst hatte. Die rote Fahne ist inzwischen verschwunden, dafür gibt es jetzt eine palästinensische. Die DDR ist zurück, diesmal als Farce: Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Kleine weiße Friedenstaube, Yassir Arafat, US-Imperialismus. Als Nächstes kommen wahrscheinlich Blauhemden und Fackelmärsche. Obwohl, Fackelmärsche gab es ja neulich schon.

Wer weiß, vielleicht ist so ein abgeschlossener, ethnisch homogener deutscher Nationalstaat inzwischen wieder mehrheitsfähig, zuzüglich Wohlstand und Ferienflieger natürlich. Das Wohlstandsversprechen von 1990 ist endlich eingelöst worden und jetzt stellen es Pandemie, Klima und Krieg infrage und alles gerät ins Rutschen.

Das ist eine Assoziation und keine Analyse, ich habe doch auch keine Ahnung. Es gibt zwei Sachen, über die ich einigermaßen Bescheid weiß: Schach und Asylrecht. Aber mein Schach wird mit jedem Jahr schlechter, nichts da mit Routine und Altersweisheit. Und über das Asylrecht will niemand etwas wissen.

Ein endloser Sommer voller meteorologischer Rekorde. Im Oktober kommt endlich der Herbst. Der Sturm trägt den Geruch von Salzwasser in die Stadt.

Zeitreise im Wartezimmer, Maske und Impfungen.

Der Tischler hat mir ein Regal für meine Schallplatten gebaut. Übermorgen erscheint endlich Now and Then. Sie sind jetzt den ganzen Weg gegangen.


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