#194

Clemens J. Setz: Die Bienen und das Unsichtbare. Das Buch kreist um Plansprachen — Blissymbolics, Volapük, Esperanto, Wassili Jeroschenko, Poesie sind die wiederkehrenden Fixpunkte. Der Text ist Erzählung, Sachbuch, Gedichtsammlung und Biografie zugleich, sehr beeindruckend.


5 Kommentare

  • Ja, den kannte ich auch noch nicht, er wird natürlich im Buch erwähnt und zitiert. Ein in den meisten Teilen völlig neuer Kosmos für mich, obwohl ich mich schon ein bisschen mit Plansprachen beschäftigt hatte.

  • Esperanto ist faszinierend. Ich hatte es ja vor ein paar Jahren mal begonnen zu lernen. Mit der kleinen Grammatik von Wennergren und – über ZVAB – dem zweibändigen kleinen Taschenwörterbuch von Krause aus dem VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig. Einige Einträge waren ein bisschen exotisch für mich als Wessie, zugegeben, aber das ist weiterhin ein wirklich gutes Wörterbuch. Und, wie gesagt, William Auld ist es wert. Enttäuscht hatte mich dann natürlich, dass die Sprache so wenig verbreitet ist. Der vielsprachigste Ort bei uns ist seit je der Zoo. Dorthin kommen Menschen aus der ganzen Welt, die in unserer Gegend leben. Aber ich habe dort noch nie Esperanto gehört. Auf der Buchmesse auch nicht, aber das hat ganz andere Gründe: Esperanto funktioniert ohne das große Geld. Was es dann wiederum umso sympatischer macht.

  • An den Zoo hätte ich nicht gedacht, aber stimmt, das ist ein egalitärer Ort. Das Interesse an Tieren ist vielleicht allen Menschen gemeinsam.

    Mein Eindruck ist auch, dass Esperanto in Osteuropa weiter verbreitet war als in Westeuropa. In Polen und Kroatien ist die Sprache Kulturerbe und die professionelle Esperantistenszene scheint in Deutschland auch überproportional ostdeutsch zu sein. Ich weiß nicht, womit das zusammenhängen könnte.

    Ich war überrascht, wie groß Volapük einmal war und dabei ist die Sprache sehr sperrig und schwer zu erlernen. Der Autor beschreibt sehr gut die verschiedenen Organisationsformen der Plansprachen. Volapük hat das Amt des Papstes, der Sprachgründer wollte die Sprache nicht aus der Hand geben. Bei Blissymbolics war es ähnlich, die Sprache wurde dort dem Erfinder aber aus der Hand genommen. Und Esperanto war immer Open Source, das war Teil des (relativen) Erfolgs.

    Für toki pona würde ich das Konzept des Mahdi ergänzen wollen: Die Erfinderin tauchte mehrere Jahre lang ab und ließ die Community mit ihrer Sprache allein.

  • Der Zoo ist auch ein familiärer Ort, man ist dort ungezwungen und im Flow, wenn man den Tieren zuschaut.
    Es ist richtig: EO hat einen Schwerpunkt in Osteuropa. Eine russische Kulturzeitschrift, ein polnischer Podcast, aber auch ein deutscher Podcast. Die deutsche Mailingliste wurde gerade von Yahoo groups.io umgezogen, dabei hat sich die Zahl der Abonnenten deutlich verringert… über den Namen wurde trefflich gestritten, das hatte auch eine Ost-West-Dimension…
    Ich weiß nicht, warum es zu dem Schwerpunkt von Esperanto in Osteuropa kam. Ich hatte es immer damit in Verbindung gebracht, dass Zamenhof Pole war. Vor dem ersten Weltkrieg gab es überall in Europa eine ganz lebendige EO-Bewegung, man kann es in den alten Zeitungsarchiven bei der Österreichischen Nationalbibliothek nachlesen. Die beiden Weltkriege waren fatal für die weitere Entwicklung. Und heute lebt EO fast nur noch im Internet… aber es lebt! Als ich mich damit beschäftigte, konnte ich mich ziemlich schnell ganz gut verständigen und auch ein paar Blogs lesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert