Alle Reisen in das Gebiet des Landes Mecklenburg-Vorpommern sind untersagt gilt für uns nicht, wir sind schon da.
Der Wind hat sich gelegt und die Sonne scheint so sehr, dass man nach einem Schattenplatz suchen möchte. Ich habe Usedom noch nie so leer gesehen. Nicht mal an einem verregneten Novembermorgen ist Zinnowitz so leer wie heute. Die Geschäfte sind wieder geöffnet, die Inhaber stehen davor und warten vergeblich auf Kunden. Die Einheimischen brauchen keine Outdoorjacken.
Die Ferienanlagen stehen leer, auf den Campingplätzen sind nur ein paar heimliche Besucher. Vor einem Ferienhaus in Karlshagen steht ein Auto mit Wolfsburger Kennzeichen. In der Windschutzscheibe liegt ein großer Zettel: Der Halter des Fahrzeugs mit dem amtlichen Kennzeichen WOB … hat seinen Erstwohnsitz gemäß § 4 Absatz 2 SARS-CoV-2-Bekämpfungsverordnung im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Datum, Unterschrift, Stempel.
Je weiter wir nach Norden kommen, desto seltener treffen wir andere Fahrradfahrer. Alle grüßen sich. Wir sind alle Teilnehmer einer großen Expedition. Wir sind unter uns. Das hat es noch nie gegeben.
Es muss mal wieder regnen. Die Insel ist trocken wie ein Schwamm. Sie wird alles aufsaugen, den Regen und die Touristen. Wahrscheinlich werden die Touristen zuerst kommen.
Jede Reise muss ein Ziel haben. Wir sitzen am Hafenbecken von Peenemünde und essen die Sachen, die wir mitgebracht haben.
Auf der Rückfahrt steht hinter Buddenhagen ein Sprung Rehe direkt am Bahngleis. Über ein Dutzend Tiere, sie sind ganz nahe herangekommen und gucken neugierig in unseren Wagen, der langsam beschleunigt.