Kurzmitteilungen

Joey Molland ist ein Zeitreisender, seit vielen Jahren der letzte Überlebende seiner tragischen Band. Jetzt hat er Be True to Yourself herausgebracht. Richtige Menschen mit richtigen Instrumenten, Harmonien, die sich langsam ins Langzeitgedächtnis vorarbeiten und eine Produktion, die an ihren besten Stellen tatsächlich an Badfinger erinnert. Ein paar Fäden führen bis zu den Beatles zurück. Das muss ein Kraftakt gewesen sein, ich bin sehr glücklich, dass er so etwas noch einmal geschafft hat.

Zoë Beck: Paradise City. Ich hatte zwei Rezensionen zu diesem Buch aus der Zeitung ausgeschnitten und erinnerte mich daran, als ich mich entscheiden musste, welche Bücher ich mit in den Urlaub nehme. Ausnahmsweise E-Books, da beleuchtbar und leicht zu transportieren. Überhaupt passen hier Format und Inhalt bestmöglich zusammen, Zoë Beck dreht unsere Geschichte nur ein paar Jahrzehnte vorwärts: Das Meer hat sich die halbe Küste zurückgeholt, eine Epidemie hat große Teile der Bevölkerung ausgerottet, der Großraum Frankfurt am Main ist Bundeshauptstadt geworden und der Nationalstaat in Gestalt einer sanften Gesundheitsdiktatur zurückgekehrt (den Stand des Gesundheitswesens würde ich sofort haben wollen, perfekt). Bücher und Zeitungen aus Papier sind in dieser Gesellschaft nicht mehr denkbar, Zeitungen ohnehin nicht, weil die Medien fast vollständig verstaatlicht worden sind. Die Protagonistin arbeitet für eine verbliebene private Nachrichtenagentur, von der man aber auch nicht genau weiß, ob die Regierung sich diese nicht als Ventil hält. Zoë Beck webt in alles noch einen Kriminalfall und eine Lebensgeschichte hinein, sie erzählt so selbstverständlich, dass mir erst hinterher auffiel, dass praktisch alle Hauptfiguren im Buch Frauen sind. Sehr schön. Und jetzt weiß ich nicht, wohinein ich die beiden Rezensionen legen soll. Das ist der Nachteil von E-Books.

Gute Stimmung während des Wolkenbruchs. Wir saßen zusammen mit anderen Fahrradfahrern an einem überdachten Picknickplatz und aßen Kuchen von der polnischen Bäckerin. Als der Regen nicht aufhören wollte, packte ich mein Buch aus. Dann trieb der Westwind das Wetter endlich auf das Meer hinaus und alle fuhren weiter.

Am Fährhafen lag das neue Schiff, das demnächst die Linie nach Ystad aufnehmen soll. Es ist ein roter Katamaran, verglichen mit den alten Fährschiffen der Königslinie ist es winzig klein, kaum zu sehen. Dahinter hatten zwei große Kreuzfahrtschiffe festgemacht, die hier die Pandemie überwintern sollen. Die Bornholmfähre war unterwegs, das Terminal verlassen und leer. In Sassnitz soll ein geheimes Wohnschiff liegen, für die russischen Arbeiter, die die Pipeline zu Ende bauen müssen. In der Stadt hingen Plakate gegen Trump: Rügen lässt sich nicht einschüchtern. Plötzlich noch Weltpolitik an diesem stillen Sonntagnachmittag.