Schlagwort: Musik

Bootlegs, Brexit, Wasserbetten

Am Sonntagnachmittag lag ein Zettel im Briefkasten. Die Post habe mich am Donnerstag nicht angetroffen und ich solle das Paket aus England dort und dort abholen. Für 9,45 Euro Zoll und 6,00 Euro Verwaltungsgebühren. Dort und dort war eine Filiale im Gewerbegebiet am Rand der Stadt, 20 Minuten mit dem Fahrrad, zwischen dem McDonald’s und dem Königreichssaal der Zeugen Jehovas. Der McDonald’s hatte Essen nur zum Mitnehmen und der Königreichssaal sah etwas verlassen aus, aber das muss nichts heißen.

Die Postfiliale war in einem einem Laden für Schreibwaren und Wasserbetten untergebracht. Der Laden war fast dunkel und sie hatten die Regale mit den Schreibwaren und die Wasserbetten notdürftig mit Bändern abgesperrt. Eigentlich war nur die Lampe über dem Tresen an, hinter dem die Pakete aufgestapelt waren, sie leuchtete wie über einer Kanzel.

Ich orientierte mich und eine der beiden Verkäuferinnen zog sich die Maske hoch und schlüpfte hinter den Tresen. Ich schob den Zettel unter der Plexiglasscheibe hindurch und zählte das Geld daneben auf den Tisch. Die Verkäuferin wünschte mir viel Spaß mit den Schallplatten und gab mir das Paket. Ich hatte noch fragen wollen, warum ich das Paket nicht selbst vom Zoll habe abholen dürfen oder weshalb ich nicht wenigstens vorher gefragt worden sei, ob ich das wolle, aber eigentlich war ich ganz froh darüber, weil das Zollamt in Wolgast ist und das wäre eine Reise mit dem Zug gewesen.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich für den Brexit bedanken.

#184

Ich muss den armen Paul McCartney in Schutz nehmen. Wenn ich mich richtig erinnere, soll die zweite Zeile von She was just seventeen / You know what I mean unter beachtlicher Mithilfe von John Lennon entstanden sein. Es war 1962, wir sollten das den Jungs vielleicht durchgehen lassen.

Und Rocky Raccoon war immer eins meiner Lieblingslieder vom Weißen Album, gerade über Her name was Magill, and she called herself Lil / But everyone knew her as Nancy kann ich noch immer freuen. Übrigens haben langjährige Studien bei Youtube ergeben, dass diese hier die beste Coverversion des Songs ist. Solange die jungen Menschen noch Freude an den Klassikern haben, ist nicht alles verloren.

— Kommentar bei Something I learned today

#178

Joey Molland ist ein Zeitreisender, seit vielen Jahren der letzte Überlebende seiner tragischen Band. Jetzt hat er Be True to Yourself herausgebracht. Richtige Menschen mit richtigen Instrumenten, Harmonien, die sich langsam ins Langzeitgedächtnis vorarbeiten und eine Produktion, die an ihren besten Stellen tatsächlich an Badfinger erinnert. Ein paar Fäden führen bis zu den Beatles zurück. Das muss ein Kraftakt gewesen sein, ich bin sehr glücklich, dass er so etwas noch einmal geschafft hat.