In 25 Jahren Arbeit habe ich viele Vorsitzende gehabt. Ich bin mit allen ausgekommen, auch mit dem, der allgemein als schwierig galt und der mir am letzten Tag vor seiner Pensionierung aus heiterem Himmel eine vernichtende Beurteilung schrieb. Ich habe eine gute Erinnerung an ihn. Weißt du, was Peschmerga bedeutet, fragte er mich einmal, ohne die Antwort abzuwarten. Die dem Tod ins Auge geblickt haben. Wir sind beide Peschmerga. Uns kann nichts mehr passieren.
Schlagwort: Krankheit
Ich verstehe nicht, wie der Hauptbahnhof überhaupt funktioniert. Ein Gewirr aus Brücken, Treppen und Tunneln. Ausgänge zu allen Seiten. An jedem Bahnsteig warten drei Züge. Der Bahnhof ist zu klein für diese Stadt und die Stadt ist zu groß für diesen Bahnhof. Eine Ameisenstraße anlegen…
Arzttermin. Die Warteschlange vor der Arztpraxis reicht die halbe Treppe runter. Es ist noch stiller als sonst, alle sind mit Atmen beschäftigt.
Die Schwester am Tresen erkennt mich nicht. Ich darf als Erster in den Ergometerraum und auf dem Fahrrad darf ich sogar die Maske abnehmen. Alle sind gut zu mir. Die Schwester erzählt von ihren Kindern, der und der darf dann und dann in den Kindergarten und in die Schule, alle vermissen ihre Freunde. Ab 150 Watt höre ich auf zu antworten. Der Erwartungswert ist 225 Watt, ich bin froh, als ich so weit komme. Kein Ehrgeiz für weitergehende Experimente.
Ich male mir jedes Mal vorher aus, wie sie mich dabehalten. Oh, Herr K., da ist etwas auf dem EKG, muss nichts Schlimmes sein, aber das muss abgeprüft werden, nur zur Sicherheit, Sie verstehen das sicher. Heute aber nicht, der Arzt ist zufrieden. Ich frage ihn nach dem Virus und bemerke, wie fein er sprachlich zwischen Risikogruppe und Hochrisikogruppe differenziert. Zur Hochrisikogruppe gehörte ich nicht. Das Wichtigste seien diese Dinger hier, sagt er und zeigt auf sein Gesicht. Aber wenn die Touristen das im Sommer mitbringen, bekäme er es sowieso als Erster. Passen Sie auf sich auf, sagt er und ich will am liebsten Sie auch! antworten.