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Nach Bornholm

Die erste Reise seit zwei Jahren. Zwischen den Inseln verkehrt ein neues Schiff. Die Sonne scheint und es geht kaum Wind. Wir sitzen draußen auf dem Deck und sehen den Leuten bei der Völkerverständigung zu.

Als wir in Rønne auf dem Fahrrad die Küstenstraße entlangfahren, muss ich mich innerlich kneifen, aber es findet tatsächlich statt. Wir sind unterwegs.

Alles, was wir anfassen, wird zu Gold. Es war also klar, dass wir die Campinghütte direkt vor dem riesigen Hüpfkissen bekommen. Daneben steht ein Partyzelt. Alle dänischen Schulen führen in dieser Woche ihre Klassenfahrt durch, auf unserem Zeltplatz. Die Nachsaison ist lauter, als wir dachten.

Tagsüber ist es noch Sommer, doch in den Nächten schon Herbst. Ich werde morgens von der Kälte wach.

Wir besuchen Jons Kapel. Wenn ich Prediger wäre, würde ich mir einen Ort suchen, der besser erreichbar ist, sonst kommt doch niemand und damals gab es noch nicht einmal die Treppe hinunter.

Diese Reise ist eine Vergewisserung. Es ist noch alles da: das Meer, der Strand, der Küstenwald, der Weg nach Pedersker, die Felder im Süden, der Bäcker in Aakirkeby. Das hört nicht auf.

Im September ist die Ostsee kühl und klar. Es dauert eine Ewigkeit, bis ich ganz im Wasser bin und schwimmen kann.

Wir brauchen keine zwei Stunden, um den Reiseführer für Hasle abzuarbeiten. Die Kirche ist geschlossen, der Hafen ist viel zu groß, der Kunsthandwerkermarkt ist ein Kunsthandwerkermarkt und in der Fischräucherei waren wir schon. Wir fahren sogar aus dem Ort hinaus, um uns den Runenstein anzusehen, auf dem nichts zu erkennen ist. Hasle ist wunderschön. Der Ort liegt auf vier verschiedenen Höhen und fast überall ist das Meer zu sehen.

Auf dem Rückweg zur Fähre, in der Morgendämmerung, steht ein Hirsch am Rand der Kiesgrube im Wald und sieht aufmerksam den Maschinen zu, die schon zu arbeiten begonnen haben.

#124

Ingen maa tage sig selv ret – Niemand darf sich selbst das Recht nehmen, das könnte ein brauchbares Lebensmotto sein. Der Verzicht auf Selbstjustiz ist ein Teil dessen, was uns von der Barbarei trennt. Zu oft wird allerdings der zweite Teil vergessen: Wer sich das Recht nicht nehmen darf, muss es vom Gemeinwesen bekommen, sonst geht es verloren. Das klingt einfacher, als es ist.

#112

Beim Stöbern im Projekt Runeberg auf diesen Eintrag im Svensk etymologisk ordbok von Elof Hellquist (Lund 1922) gestoßen:

Der Name Birgitta sei etymologisch mit dem Ortsnamen Burgund identisch, die Burgunden wiederum sollen auf ihrer Völkerwanderung aus dem späteren Hinterpommern ins heutige Frankreich über Burgundarholmr gereist sein und der Insel ihren Namen gegeben haben: Bornholm. Wenn man lange genug sucht, hängt alles miteinander zusammen.