Klagefall

Schlagwort: Barth

Im Führerstand

Der Zug nach Velgast fährt erst in zehn Minuten und der Lokführer kommt auf den Bahnsteig, um zu rauchen. „Drinnen ist es noch wärmer als draußen“, sagt er und ich stelle mich zu ihm. „Ohne Sie können wir ja nicht abfahren.“ Wir kommen ins Gespräch,…

Am Haltepunkt Saatel (Bedarfshalt) steigt eine Frau in den Zug ein, um am Haltepunkt Kenz (Bedarfshalt) gleich wieder auszusteigen. Während der kurzen Reise kauft sie beim Schaffner eine Fahrkarte: hin und zurück (3,20 Euro). Wahrscheinlich ist die Frau heute der einzige Fahrgast in Deutschland ohne ein 9-Euro-Ticket. Ich bin seit 37 Jahren auf dieser Linie (Velgast – Barth) unterwegs, hundertmal, tausendmal, was weiß ich — aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand von Saatel nach Kenz fährt. Es ist sehr aufregend.

In Barth gab es in der Ernst-Thälmann-Straße einen Plattenladen, in dem ich 1983 diese Kassette kaufte, für 20 Mark. Ich hatte keine Ahnung, was das für Musik sein könnte. Wir kauften damals das, was gerade da war. Ich kann mich noch an den Moment erinnern, als ich die Kassette in den Rekorder geschoben hatte und der Anfang von Heart of the Sunrise aus dem kleinen Lautsprecher knallte. Als wir beide Seiten geschafft hatten, fragte mein großer Bruder: Und das musste wirklich sein?

Daran musste ich denken, als ich The Yes Album aus dem dicken Pappumschlag zog und auf den Plattenteller legte. Die Kassette von damals ist lange verschwunden, aber der Zauber ist noch immer da.

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