Kategorie: Weblog

Hannover

Vor der Rückfahrt aus Hannover steht plötzlich Egon Bahr neben mir auf dem Bahnsteig. Jemand, der auch öfter in der Zeitung ist, rollt seine Koffer. Sie stehen mit einer blauen Nil in den Händen neben dem Raucherbereich, gerade noch nah genug dran, um die Regeln zu akzeptieren, gerade schon weit genug weg, um sie zu übertreten. Ein kleiner gebückter alter Mann und sein Assistent. Sie reden über die Rede des Kandidaten und ich höre ihnen zu.

Der halbe SPD-Parteitag ist auf dem Bahnsteig. Sie haben gerade etwas entschieden, was die anderen schon für sie entschieden hatten und wollen jetzt weg aus diesem steingewordenen sozialdemokratischen Traum aus den siebziger Jahren und zurück in ihre Wohnungen und Büros in der neuen Mitte von Berlin. Gleich werden sie im ICE sitzen, mit ihren grauen Wollmänteln, mit ihren iPhones, mit der zusammengerollten Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die Delegiertenkarte noch an die Hemdtasche geklammert und darüber nachdenken, an welcher Stelle sie abgekommen sind vom Weg zur klassenlosen Gesellschaft.

Hausschuhe

Das Schöne am Älterwerden ist, dass ich nicht mehr so sehr auf Kleidung achten muss. Bei dieser Frage ist der Druck raus. Wir reden jetzt mehr über Krankheiten und solche Sachen und darüber, dass man die Treppen vorsichtig heruntergehen sollte.

Mit Pullovern mache ich das schon länger. Das liegt auch ein bisschen daran, dass ich eine ähnliche Konfektionsgröße wie mein Vater habe und ab und zu etwas von seinen Stücken für mich abfällt. Ich mag Pullover mit komischen Aufdrucken, seltsamen Mustern oder bunten Streifen. Hauptsache, sie sind groß genug und passen irgendwie über den Kopf, die Schultern und über meinen Bauch.

Bei Sandalen ist es jetzt auch so. Ich hatte meine Sandalen mit dem ergonomischen Fußbett zu Hause vergessen und lief deshalb im Juli durch die vielen Schuhläden von Göteborg City auf der Suche nach neuen. Vor der Tür zum Kaufhaus stand wirklich ein schlaksiger Junge mit Gitarre und sang »13« von Håkan Hellström und die schwedischen Mädchen drehten sich nach ihm um. Im Laden roch es leicht nach Schuhkrem und nach Staub. In einer Kiste hatten sie unglaublich hässliche Sandalen mit einer flachen Sohle und einem Riemen aus einer wahrscheinlich atmungsaktiven Substanz, die mit Kunstleder und Jeansapplikationen überzogen war. Ich war glücklich.

Als Nächstes brauche ich eine Handgelenktasche und einen Rückspiegel für mein Fahrrad.

Anderstorp Storgatan

In der Storgatan von Anderstorp sieht man noch das Volksheim. Der ICA-Supermarkt, die Poliklinik, die Apotheke, das Altenheim, der Stoffladen, die Pizzeria und das Volkshaus. Eine Allee mitten in der Stadt, genug Platz für amerikanische Oldtimer und die Maiparade der Socialdemokraterna.