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Den Tag vor den Wahl genutzt, um unsere europäischen Nachbarn zu besuchen. Tatsächlich sind wir die 30 Kilometer Fahrrad vor allem deshalb gefahren, um mal wieder ein Schaschlik zu essen. Swinemünde bringt seine Promenade auf westlichen Standard. Die weiße Holzbude ist verschwunden, aber ein Schaschlik gibt es dort noch immer. Mit einer Quittung.

Auf dem Grenzstreifen bauen sie eine Bühne auf, wahrscheinlich gibt es da morgen ein Europafest oder so etwas. Kaum Wahlplakate auf der polnischen Seite.

Seitdem die Greifswalder Universität in einem quälenden, jahrelangen Verfahren zu ihrem historischen Namen zurückkehrte, ist die Stadt gespalten. Eine seltsame Mischung aus DDR-Nostalgikern, rechtsradikalen Burschenschaften, evangelischen Christen (Ich weiß, woran ich glaube steht im Gesangbuch) und Leuten, die überhaupt gegen Veränderungen sind, kann es nicht verwinden, dass die Universität nicht mehr nach Arndt benannt ist. Den Namen hatte sie zweimal bekommen, erst von den Nazis, dann von der SED. Das sollte eigentlich schon reichen, um ins Grübeln zu geraten.

Jedenfalls ist die Identitätspolitik jetzt im Kommunalwahlkampf angekommen. An der Laternen hängen Plakate mit Wir sind Arndt und weil sie die Straße vor dem Hauptgebäude der Universität schlecht in Arndtstraße umbenennen können (den Straßennamen gibt es schon), wollen sie jetzt ein Denkmal bauen. Es droht etwas ähnliches wie beim Denkmal für Caspar David Friedrich: versteckt auf einem Hinterhof, privat finanziert, mit großer Sponsorentafel und künstlerisch eher fragwürdig. Greifswald ist eben Zentrum und Provinz zugleich.

Außerdem: Es gibt schon ein sehr schönes Denkmal für Arndt. Es steht direkt vor der Universität.

Ingen maa tage sig selv ret – Niemand darf sich selbst das Recht nehmen, das könnte ein brauchbares Lebensmotto sein. Der Verzicht auf Selbstjustiz ist ein Teil dessen, was uns von der Barbarei trennt. Zu oft wird allerdings der zweite Teil vergessen: Wer sich das Recht nicht nehmen darf, muss es vom Gemeinwesen bekommen, sonst geht es verloren. Das klingt einfacher, als es ist.