Als wir auf der Pritsche vom W50 saßen, das Gewehr zwischen den Beinen, den Kolben auf dem Boden, auf der Fahrt zum Schießplatz, mit klammen Fingern in dieser Scheißkälte, als das Gerede begann, was das alles noch sollte, draußen fuhren sie in den Westen, der Klassenfeind stand auf unseren Marktplätzen und machte Wahlkampf und wir putzten jeden Tag auf einem Hocker im Flur die Kalaschnikows, Waffe entladen, entspannt und gesichert, bis die Offiziere kein Staubkorn mehr im Lauf fanden und jeder Fettfleck auf dem Metall verrieben war, als einer sagte, er werde in die Luft schießen bei der Übung und noch einer und noch einer und dann schossen wir über die Zielscheiben hinweg, da war es auf einmal zu Ende, Entladen! Munition abgeben! Aufsitzen! und die Tür zur Waffenkammer in unserer Baracke wurde nie wieder aufgeschlossen. Was in der 8. Klasse mit einem KK-Gewehr im Erlengrund begonnen hatte oder vielleicht schon früher, Der Friede muss bewaffnet sein, war auf einmal zu Ende, der Wehrunterricht, die GST-Nachmittage, die Wehrlager, die Tage der Wehrbereitschaft, die Uniformen und die genagelten Stiefel auf dem Schulboden, die Fragen nach den drei Jahren Dienst für den Frieden, nach den Grenztruppen, die Musterung, die Geschichten von denen, die erschossen worden waren, weil jemand die Zielkoordinaten vertauscht hatte, weil jemand abhauen wollte, weil jemand durchgedreht war, die Schießübung bei der Grundausbildung, neben mir lag der Alkoholiker, den seine Frau verlassen hatte und der hoffentlich die Nerven behalten würde, ich wurde bester Schütze im Zug und bekam einen Tag Sonderurlaub. Jeder Angehörige der Nationalen Volksarmee muß seine Waffe so behandeln und pflegen, daß sie jederzeit einsatzbereit ist, aber das war auf einmal vorbei, weil wir die Lust verloren hatten.
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