Mit der Aussicht darauf, gleich drei Stunden eingezwängt im Innenraum der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena zu stehen, waren wir nicht die einzigen Besucher, die auf die Idee gekommen waren, nochmal das Wasser abzuschlagen. Man kennt das aus der Halbzeitpause im Fußballstadion: Vor der Herrentoilette bilden sich breite Schlangen und man ist beinahe geneigt, schon einmal die Hose zu öffnen, sobald das Porzellan in Sichtweite gekommen ist, um am Zielort nicht unnötig Zeit zu verschwenden. Alle stehen stumm und mustern unauffällig die Rücken der Leute an den Urinalen, um abzuschätzen, wann und wo sich die nächste Möglichkeit bieten wird, den Raum bestimmungsgemäß zu nutzen und sodann alsbald wieder zu verlassen.
So auch hier, wobei ich mich irritiert fragte, warum die Person vor mir nicht die gerade freigewordene Lücke besetzte, sondern einfach stehenblieb. Vielleicht hat er ein besonderes Bedürfnis nach Privatsphäre und wartet darauf, dass weiter hinten eine der wenigen und daher besonders begehrten Kabinen frei wird, dachte ich – nur um dann verdutzt festzustellen, dass es sich nicht um einen Mann, sondern um eine Frau handelte, die offenkundig und naturgemäß kein Interesse an den Pinkelbecken hatte. Überhaupt bemerkte ich jetzt, dass mehrere Frauen in der Schlange standen. Es herrschte eine entspannte und von Vorfreude geprägte Stimmung, nicht nur in den sanitären Bereichen der Halle. Kurz war ich geneigt, einmal neugierig gegenüber in die Damentoilette zu schauen, aber jetzt hatte ich schon so lange gewartet und ließ mir nichts weiter anmerken.
In Berlin sind sie mit diesen Gendersachen wahrscheinlich schon weiter als bei uns.