Skat ist vor allem eine Frage der Selbstbeherrschung. Bei sachlicher Betrachtung ist diese Karte in Mittelhand nur ein Kreuz mit 2 = 36, aber wer bringt es schon über’s Herz, sich dieses Blatt von einem Null Ouvert aus der Hand reizen zu lassen. Zwei schwarze Buben, zwei Asse, zwei Zehnen zum Drücken und es gibt so viele mögliche Karten im Skat, die diesen Ansatz sofort zu einem Grand werden lassen. Selbst ohne Verstärkung müssten schon die beiden roten Buben auf einer Hand und die Kreuz-10 besetzt stehen, um den Grand zu verlieren. Im Skat lagen Herz-Dame und Kreuz-Dame, die Buben standen auf einer Hand und die Kreuz-Zehn war nicht blank. Minus 144 Punkte für mich, die Liste war im Eimer. Das Spiel hat mich so sehr beschäftigt, dass ich mir sogar eine Skat-Engine angeschafft habe, um es zu analysieren. Es war tatsächlich nicht zu gewinnen, bei 36 hätte ich passen müssen.
Kommentare
Das sehe ich etwas anders. Hier gibt es mit den vier Vollen und den beiden Bauern sechs gute Findungen und sechzehn schlechte. Die Wahrscheinlichkeit, zweimal schlecht zu finden, ist somit 16/22 * 15/21 oder rund 52%. Die Wahrscheinlichkeit, dass M beide Bauern hat, liegt bei 10/20 * 9/19, für H gilt der gleiche Wert, Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bauern auf einer Hand stehen, 48%, Die Wahrscheinlichkeit, dass Findung und Sitz schlecht stehen, beträgt also 52% * 48%, also rund 25%. 75% Gewinnaussichten muss man reizen.
Aber halt, das ist die generelle Betrachtung ohne jede Vorinformation. Hier wissen wir aber, dass einer der Spieler einen Null-Ouvert spielen möchte, das hat einen Vor- und eine Nachteil. Der Vorteil ist, dass wir ihm eine Anzahl von Luschen zuweisen können, das werden um die sechs sein. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, passend zu finden, auf über 60%, da eine schlechte Findung nur noch 10/16 * 9/15 wahrscheinlich ist. Der Nachteil ist, dass der Nichtreizende nun mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 50% beide Buben hat und der Reizende mit etwa 6%. Die Verlustwahrscheinlichkeit steigt somit auf knappe 30%, den Rettungsanker blanke 10 außer Acht gelassen. Das muss man nicht passen, rein statistisch soll man sogar reizen. Allerdings kommen für mich in der realen Liste noch taktische Fragen hinzu, besonders zum Ende hin. Stehe ich so lala, muss ich die Chance ergreifen; stehe ich vorne, lasse ich das Spiel lieber weg.
Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Kein Skatspieler sitzt mit dem Taschenrechner in der Hand da und rechnet sich erst mal die Wahrscheinlichkeiten aus. Die Reizung oder auch Nichtreizung ist eher intuitiv, basierend auf der Erfahrung von x-tausend Spielen.