Kurzmitteilungen

Die Nachbarn säubern mit einem Gasbrenner den Gehweg von Unkraut, es klingt, als ob vor dem Fenster ein Flugzeug starten würde. Wir verbrennen Gas und produzieren Kohlendioxid, um Pflanzen zu vernichten, die Kohlendioxid speichern könnten. Seit einer Woche steigen die Temperaturen am Tag über dreißig Grad Celsius. Die Flüsse trocknen aus. Der Gehweg ist sauber. Die Welt ist verrückt geworden.

Der Sommer bleibt erbarmungslos schwül und warm, aber die Tage werden wieder kürzer und zeigen an, dass die Hitze auch in diesem Jahr ein Ende finden wird. Es wird früher dunkel, aber ich schlafe trotzdem schlecht.

Ja, Fatalismus funktioniert nicht, aber alles andere funktioniert auch nicht. Die Leute sind zufrieden, so wie es ist. Niemand will Veränderung. Die Politik bildet das ab. Ich setze auf rationale wirtschaftliche Prozesse, die Ökonomie treibt seit jeher den Fortschritt an, Selbstvernichtung ist kein erfolgreiches ökonomisches Konzept.

Als ich mein Fahrrad vor dem Haus anschließen will, kommt von der Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite ein Junge herüber. Er wolle nach Hause fahren und habe seine Maske vergessen und der Busfahrer lasse ihn ohne nicht mitfahren, der werfe ihn einfach wieder raus — also, ob ich eine Maske für ihn hätte. Klar, sage ich und krame eine aus meinem Rucksack hervor, dort habe ich einen Vorrat angelegt, wie eine Erinnerung an etwas, das schon längst vergangen ist.

Am Haltepunkt Saatel (Bedarfshalt) steigt eine Frau in den Zug ein, um am Haltepunkt Kenz (Bedarfshalt) gleich wieder auszusteigen. Während der kurzen Reise kauft sie beim Schaffner eine Fahrkarte: hin und zurück (3,20 Euro). Wahrscheinlich ist die Frau heute der einzige Fahrgast in Deutschland ohne ein 9-Euro-Ticket. Ich bin seit 37 Jahren auf dieser Linie (Velgast – Barth) unterwegs, hundertmal, tausendmal, was weiß ich — aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand von Saatel nach Kenz fährt. Es ist sehr aufregend.