Klagefall

Kurzmitteilungen

Als ich mein Fahrrad vor dem Haus anschließen will, kommt von der Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite ein Junge herüber. Er wolle nach Hause fahren und habe seine Maske vergessen und der Busfahrer lasse ihn ohne nicht mitfahren, der werfe ihn einfach wieder raus — also, ob ich eine Maske für ihn hätte. Klar, sage ich und krame eine aus meinem Rucksack hervor, dort habe ich einen Vorrat angelegt, wie eine Erinnerung an etwas, das schon längst vergangen ist.

Am Haltepunkt Saatel (Bedarfshalt) steigt eine Frau in den Zug ein, um am Haltepunkt Kenz (Bedarfshalt) gleich wieder auszusteigen. Während der kurzen Reise kauft sie beim Schaffner eine Fahrkarte: hin und zurück (3,20 Euro). Wahrscheinlich ist die Frau heute der einzige Fahrgast in Deutschland ohne ein 9-Euro-Ticket. Ich bin seit 37 Jahren auf dieser Linie (Velgast – Barth) unterwegs, hundertmal, tausendmal, was weiß ich — aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand von Saatel nach Kenz fährt. Es ist sehr aufregend.

Skat ist vor allem eine Frage der Selbstbeherrschung. Bei sachlicher Betrachtung ist diese Karte in Mittelhand nur ein Kreuz mit 2 = 36, aber wer bringt es schon über’s Herz, sich dieses Blatt von einem Null Ouvert aus der Hand reizen zu lassen. Zwei schwarze Buben, zwei Asse, zwei Zehnen zum Drücken und es gibt so viele mögliche Karten im Skat, die diesen Ansatz sofort zu einem Grand werden lassen. Selbst ohne Verstärkung müssten schon die beiden roten Buben auf einer Hand und die Kreuz-10 besetzt stehen, um den Grand zu verlieren. Im Skat lagen Herz-Dame und Kreuz-Dame, die Buben standen auf einer Hand und die Kreuz-Zehn war nicht blank. Minus 144 Punkte für mich, die Liste war im Eimer. Das Spiel hat mich so sehr beschäftigt, dass ich mir sogar eine Skat-Engine angeschafft habe, um es zu analysieren. Es war tatsächlich nicht zu gewinnen, bei 36 hätte ich passen müssen.