Kurzmitteilungen

Es gibt in der Musikgeschichte wahrscheinlich kein anderes Album, dessen Entstehung so gut nachvollziehbar ist, wie Let It Be von den Beatles. Paul McCartney hatte die Idee, einen Film über die Probenarbeiten von neuen Songs zu machen, die in erster Linie in ein Konzert münden sollten: Nach einem Monat kletterte die Band Ende Januar 1969 auf das Dach ihres Londoner Studios und spielten das berühmte Rooftop Concert. Die Platte war eher eine Art Soundtrack dazu und erschien nach vielen Mühen erst über ein Jahr später, da hatte sich die Band schon längst aufgelöst.

Da jede Note der Proben mitgeschnitten und später fast alles auf unzähligen Bootlegs veröffentlicht wurde, können wir auch hören, was passierte, nachdem George Harrison am 10. Januar 1969 nach einem Streit seinen (später glücklicherweise rückgängig gemachten) Ausstieg erklärte und nach Hause gefahren war: John Lennon schnappte sich seine Gitarre, spielte ein paar Takte A Quick One While He’s Away von The Who, brüllte herum, sagte Okay George, take it! und improvisierte ein knallendes Gitarrenriff. Paul McCartney und Ringo Starr stiegen ein und schließlich nahm sich auch Yoko Ono ein Mikrofon und schrie hinein. Für diesen Moment der Jam-Session war sie Teil der Band.

Das mag ich und ich mag den Gedanken, dass George Harrison, nachdem er zu Hause angekommen war – also fast gleichzeitig – Wah-Wah geschrieben hat. Das klingt ganz ähnlich, auch den Song sollte man besser laut hören.

Nachtrag

Never read the comments, jedenfalls wenn es um Yoko Ono geht. Es gibt kein einziges Video im Internet, unter dem sie nicht mit Hass überschüttet wird, auch wenn sie nur ganz am Rande vorkommt.

Möglichst beiläufig erwähnt, klingt der Satz Ich habe Post aus New York bekommen schon hinreichend cool, erst recht, wenn der Brief aus 277 Brighton Beach Ave Brooklyn NY kommt.

Ich meine: Brooklyn Baby! Lou Reed! Coney Island!

Okay, unter der Adresse befindet sich dann nur eine etwas verdächtig aussehende russische Apotheke und ich sollte über den grünen Aufkleber auf dem Umschlag wohl besser froh sein, wer weiß, was passiert wäre, wenn der Zoll das Bootleg im Brief gefunden hätte.

Über uns der Schaum von Hendrik Otremba hatte ich mir mal als Aboprämie ausgesucht, ich weiß nicht mehr, was sonst noch zur Wahl stand, aber ich bin mit meiner Entscheidung ganz zufrieden. Ein dystopisches Roadmovie, das mit der klassischen Eingangsszene eines Detektivromans beginnt: Heruntergekommener Ermittler soll für einen zwielichtigen Mandanten eine schöne Frau beschatten und flieht mit ihr, hier allerdings durch eine postapokalyptische Landschaft. Dystopien machen es dem Autor leicht, er muss nichts erklären – warum der Regen sauer ist, warum es Telefonzellen gibt, warum die Polizei noch arbeitet, Tankstellen aber selten, warum sich die Geografie verändert, alles bleibt offen. Wie die Handlung zustande kommt, woher die Verfolger zum Beispiel wissen, wo unser Pärchen gerade ist, würde ich aber doch gern erfahren haben. Und der Schluss ist eine kitschige Enttäuschung. Trotzdem, die Geschichte entfaltet einen Sog und ist in ihren besten Stellen angenehm poetisch.