Klagefall

Kurzmitteilungen

In Barth gab es in der Ernst-Thälmann-Straße einen Plattenladen, in dem ich 1983 diese Kassette kaufte, für 20 Mark. Ich hatte keine Ahnung, was das für Musik sein könnte. Wir kauften damals das, was gerade da war. Ich kann mich noch an den Moment erinnern, als ich die Kassette in den Rekorder geschoben hatte und der Anfang von Heart of the Sunrise aus dem kleinen Lautsprecher knallte. Als wir beide Seiten geschafft hatten, fragte mein großer Bruder: Und das musste wirklich sein?

Daran musste ich denken, als ich The Yes Album aus dem dicken Pappumschlag zog und auf den Plattenteller legte. Die Kassette von damals ist lange verschwunden, aber der Zauber ist noch immer da.

Rainer Moritz über geschlechtergerechte Sprache:

Wem das Sternchen missfällt, der darf sich aber ruhig zurücklehnen: Sprachökonomisch sind dessen komplexe Varianten nicht. Eine »erfundene« Wortbildungsform, die nicht aus dem Sprechen im Alltag erwachsen ist, hat keine Zukunft.

Das ist ein schöner Gedanke. Sobald sich eine sprachtaugliche Alternative zum generischen Maskulinum entwickelt hat, bin ich dabei. Im Altenglischen und im Altnordischen gab es noch weibliche und männliche Formen, die im Englischen und Schwedischen längst verschwunden sind. So in etwa stelle ich mir das vor. Mir fällt der Epilog von Cloud Atlas ein, in dem der synchronisierte Tom Hanks seinen Enkeln aus dem Jahr 2321 Geschichten erzählt, in einer Sprache, die noch erkennbar, aber schon fremd geworden ist. Es darf gern schneller gehen.

es heißt sogar, das Impfzentrum habe inzwischen mehr Impfstoffe als Terminvereinbarungen, und damit nichts weggeworfen werden müsse, könne sich jeder spontan impfen lassen, ohne Termin, aber damit es kein Chaos am Eingang gebe, so wird jedenfalls geredet, werde die Nachricht nur informell verbreitet, durch den Buschfunk, von Mund zu Mund, damit die Ordnung aufrechterhalten bleibe, das alles sei noch nicht offiziell und die Schlange vor der Tür schon so lang genug, also einfach hingehen, aber das habe ich auch nur gehört und weitergesagt, vielleicht ist das ja ein evolutionärer Vorteil für Ostdeutsche, mit dem Mangel umzugehen, Beziehungen zu pflegen, zusammenzuhalten, warum auch nicht