Schlagwort: Leif Vollebekk

Einen Freund wiedersehen und mit ihm ein Gespräch über Musik führen

Skalitzer Straße, Privatclub. Leif Vollebekk ist nach Berlin geflogen, hat sechs, sieben Stücke gespielt und entschuldigt sich gerade ein bisschen für seine Zugabe, einen Ray-Charles-Song. Zugaben wären in Kanada nicht so üblich und überhaupt sei es ein wenig unhöflich, den nächsten Künstler zu lange warten zu lassen.

– Ich meine, ich bin jetzt zweihundert Kilometer gefahren, um Leif Vollebekk zu sehen und dann ist er nur die Vorband.
– Das ist okay. Ich bin mal nach Hamburg zu Thomas Dybdahl gefahren, der war auch nur Vorprogramm.
– Für wen denn?
– Das weiß ich gar nicht mehr.

Im März II

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem lächerlichen Emoticon verwandelt.

Vom Leben in der Filterblase. Einen halbfertigen und vollkommen redundanten Blogpost über den Zustand der Piratenpartei gelöscht. Jetzt brauche ich noch zwei halbfertige und vollkommen redundante Blogposts über die Ohnmacht der Netzgemeinde und über die Zukunft der Zeitung oder von Print, wie man jetzt immer so sagt.

Überhaupt würde ich am liebsten mal wieder eine Zeitung gründen.

Viele Gespräche über das Wetter, den Ostwind, den Schnee. Ostern fällt dieses Jahr noch in den März, die Ferien fangen schon im Juni an. Die Seen werden im Sommer zu kalt sein, um darin zu schwimmen. Das Auto muss in die Werkstatt. Ein Ferienhaus brauchen wir auch noch und der Euro ist weiter schwach.

Volker Braun: Gegen die maschinenlesbare Welt (Suhrkamp Verlag, 2013)

Mit dem Finger auf der Landkarte. Bei der digitalen Reise auf die Färöer stoße ich auf Leif Vollebekk. Weshalb schreibt jemand aus Montreal einen Song über Klaksvík? Und warum einen Walzer? Die Musik ist geduldig, zögert, hört fast auf und dreht dann doch weiter. Das neue Album ist ein Überseeimport. Beruhigung bei dem Gedanken, dass die globalisierte Kulturindustrie lückenhaft ist. Ich kann warten.

Am Ostermontag sitzen wir in der Kirche von Groß Tessin zwischen den Backsteinmauern aus dem 14. Jahrhundert und hören Renaissancemusik, Madrigale und Chansons. Es ist drinnen so kalt, dass der Chor kleine Wolken singt. Unsere Freunde singen den Winter aus der Kirche. Danach stehen wir vor dem Westportal, die Abendsonne wärmt die Steine und wir umarmen uns. Da war es schon April.

Jemand musste mit K. einen Link geteilt haben. Noch am selben Tag kündigte er seine Stelle bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt. Das nächste Romanfragment würde er über Startnext finanzieren.