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Büro II

Wir sind umgezogen. Mein neues Büro liegt im Hauptgebäude. Die Zimmerdecke ist vier Meter hoch. Es gibt eine denkmalgerechte Doppeltür gegen den Lärm auf dem Flur (nebenan liegen die Verhandlungssäle) und denkmalgerechte Doppelfenster, durch die es zieht und die das Zimmer notdürftig gegen den Straßenlärm abdichten. Immerhin gehen das Fenster nach Norden, so dass es im Sommer nicht mehr so heiß wird. Als Ersatz für die Sonne habe ich eine Tageslichtlampe bekommen.

Ich habe das einzige Büro auf meinem Flur. Es kommt deshalb selten jemand vorbei und oft sind es Leute, die im denkmalgerechten Gebäude die Orientierung verloren haben. Ich habe mir jetzt eine Soundbox gekauft, mit der ich Radio hören kann und die Musik, die ich mir von zuhause auf einem USB-Stick mitgebracht habe. Dann hört man die Autos nicht und ich fühle mich nicht so allein.

Ich überlege, ob ich umziehen sollte.

Büro

Mein Büro ist umgezogen, die Außenstelle aufgelöst. Es gibt keinen besseren Platz zum Arbeiten als die Außenstelle einer mittleren Behörde, möglichst weit weg von der Hauptstelle, der Zentrale, den Chefs, mit einem sanft aufsässigen Eigenleben der in die Nebenstelle abgeschobenen Mitarbeiter, die einzige Verbindung das interne Telefonnetz und der Wachtmeister, der mittags die Post bringt und abholt.

Mein Zimmer ging nach Süden zum Dom. Ich sah den ganzen Tag hinaus: auf die Bauarbeiter, die das Kirchendach reparierten, die Autos, deren Besitzer im Dombüro irgendwie einen Schlüssel für den Parkplatz besorgt hatten, die Hunde, die auf den alten Kirchhof kackten, die Männer, die in der Nische am Pfeiler gegen die Wand des Doms urinierten und das Kirchenschiff, das im Dezember ganz leicht bebte und klang, während sie drinnen das Weihnachtsoratorium probten. Das werde ich vermissen.