Kategorie: Notizen

Der Mann von der Versicherung hat sein Büro draußen in Schönwalde. Er machte in einem Formular unschlüssig ein paar Kreuze, so genau wisse er das auch nicht, aber wir versuchen es mal so. Das Büro ist ein Zimmer im alten Lehrlingswohnheim. Ich war schon einmal in dem Haus, die Mädchen aus meiner Klasse hatten irgendwo ein paar Jungs von dort kennengelernt und nahmen mich zu einer spontanen Party mit. Soweit ich mich erinnere, war es schnell und heftig, kein Abwarten, kein Gequatsche, wir mussten um halb elf zurück im Internat sein, im Block gegenüber auf der anderen Straßenseite, und hatten für so etwas keine Zeit.

Weil wir schon einmal so weit draußen waren, fuhren wir auch noch den Rest bis ganz vor die Stadt in das Einkaufszentrum, das am Montagvormittag ein Rentnerparadies war. Der Mediamarkt hat eine Plattenabteilung und ich fand Get Well Soon. Ich versuche es ja.

Im Rosengarten gibt es jetzt ein kleines persisches Restaurant, das war schön.

Jahresanfang

Das Fahrradabteil ist kleiner, die Fahrradkarten sind teurer geworden. Fahrplanwechsel in Zeiten des Klimawandels.

Die Berliner verlassen langsam wieder die Insel. Vor Wolgast ein Stau wie im Sommer.

Die Luft zwischen Zinnowitz und Trassenheide: Meer, Kiefernwald, keine Autos. Es kann so einfach sein. Wir simulieren eine Art Strandspaziergang.

Der Versuchung widerstanden, im Restaurant meine Nudelsuppe zu fotografieren.

Am Nachmittag wird die Luft kälter, der Nebel feuchter, der Wind schneidender. Da stehen wir schon am Haltepunkt Trassenheide und warten auf die Rückfahrt.

In Züssow haben sie einen Glaskasten auf den Bahnsteig gesetzt. Die Installation eines Wartesaals. Als Nächstes könnten sie die Mitropa im alten Bahnhofsgebäude wieder aufmachen, die steht leer und lässt sich beheizen.

Wanderer, kommst du nach Züssow, vergiss das Kleingeld nicht, willst du Trost suchen am Snackautomaten.

– aus: Theater heute 4/1987