Kategorie: Notizen

Mein Bürorechner funktioniert zu Hause nicht und es wird eine Weile dauern, das zu ändern. Der Support ist völlig überlastet, weil sich natürlich alle gleichzeit überlegt haben, dass sie jetzt Home Office machen wollen.

Eine merkwürdige Abschiedsstimmung im Büro. Die Leute mit kleinen Kindern füllen Anträge aus, damit sie freigestellt werden können, die meisten wollen bleiben, ein paar gehen nach Hause, so wie ich. Ich schleppe einen Koffer voller Akten mit, das sollte ein paar Tage reichen.

Abends wird der Shutdown verkündet. Ein Gefühl von Erleichterung, dass die Urlauber verschwinden müssen, zurück nach Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen. Der eigene Horizont reicht jetzt nur noch bis zur Landesgrenze. Als Nächstes wird es Ausgangssperren geben und was passiert dann? Ich kann mir keine Steigerung vorstellen, aber es wird eine Steigerung geben.

Alle Minister erzählen, dass sie eine Liste mit Aufgaben auf dem Schreibtisch liegen haben, die sie abarbeiten wollen, wenn das alles vorbei ist. Das klingt gut, ich glaube, weil es Zuversicht beinhaltet.

Ich versuche, meinen Schachverein in ein Online-Exil zu überführen. Die Schachserver sind so voll wie noch nie. Die ganze Welt sitzt vor dem Rechner und will sich ablenken.

Im Laden hatten sie heute wieder frisches Obst und Gemüse. Hoffentlich bleibt das so. Ich weigere mich, Dosengemüse zu essen.

Es hängt mit unserem Essen zusammen. Weil wir Tiere essen. Das war mir gar nicht klar.

Der Sturm tobt durch die Straßen, weht mich fast vom Fahrrad. Ich nehme ihn fast nicht wahr, fahre stoisch weiter, registriere kaum die Windrichtung (aus Süden). Was sonst das Gesprächsthema wäre, spielt keine Rolle mehr. Alle reden über das Virus, alle warten, dass etwas passiert, langsam rückt es näher, sehr langsam.

Beim ersten Fall macht uns das Gesundheitsamt die Bude dicht. Dann hängen wir draußen ein Schild an die Tür und gehen nach Hause. Morgen muss ich mal sehen, ob ich mich hier ins System einloggen kann, das soll angeblich gehen, über VPN, kaum zu glauben.

Am Nachmittag treffen wir uns im Koeppenhaus, beim Verabschieden sagt jemand, wer weiß, wann wir uns das nächste Mal sehen. Das Haus wird schließen, die Künstler sagen Stück für Stück ab und das Publikum wird auch nicht mehr kommen.

Es gibt dieses Spiel vom Kindergeburtstag, alle laufen um einen Kreis mit Stühlen herum und wenn die Musik ausgeht, müssen sie sich schnell hinsetzen und es gibt einen Stuhl weniger als es Kinder gibt. Reise nach Jerusalem, aber den Namen kannte ich damals nicht. So ähnlich ist das jetzt. Passt auf, dass ihr am richtigen Fleck seid, wenn es den Lockdown gibt.

On my way to work
I bought a magazine
Inside a pretty girl
Liked to water ski
She came from Chichester
To study history
She had removed her clothes
For the likes of me

Bis zum Leeren des Briefkastens heute Mittag hatte ich nicht gewusst, ob es dieses Chichester wirklich gibt. Es gibt es also wirklich. Im Umschlag war sogar die passende Musik.