Kategorie: Notizen

Den ganzen Sonnabend an einem Text geschrieben, den ein Kollege heute mit freundlichen Worten in den Papierkorb geworfen hat. Die nächsten vier Tage den Text eines anderen Kollegen überarbeiten. Es wird Zeit, dass ich wieder Texte für mich schreibe.

Ich bin so dankbar, dass ihr noch eure Blogs habt. Hoffentlich macht später niemand Bücher daraus. Blogs sind keine Literatur, zum Glück. Blogs sind etwas anderes.

Darüber nachgedacht, ob ich auch noch einen Corona-Text schreiben sollte. Mein Thema wäre Vorsorge. Mir gefällt das Wort. Den Gedanken wieder verworfen. Ich meine, wenn es etwas zur Genüge gibt, dann sind es Essays über das Virus.

Am Sonntag haben wir auf Skype zusammen ein Geburtstagslied gesungen.

Heute war ein warmer Tag. Die Sonne auf mein Herz scheinen lassen. Am Nachmittag stand ein Vollmond über dem Dach des Nachbarn.

Ich würde gern meine Eltern sehen. Wahrscheinlich wäre jetzt die beste Zeit dafür, bevor alle wieder rausgelassen werden. Noch sind die Züge leer.

Mein Zeitungsladen hat zugemacht. Es war die einzige Bahnhofsbuchhandlung in Greifswald, jeden Tag geöffnet, außer Weihnachten vielleicht. Sie haben die Jalousien heruntergelassen und draußen einen Zettel angeklebt. Weiß, DIN A4, Querformat, wie sie jetzt an vielen Läden hängen.

Die Fischfrau auf dem Markt darf keine Fischbrötchen mehr verkaufen. Die Fischläden in der Stadt dürfen es weiterhin, obwohl das enge, schlecht belüftete Ladengeschäfte sind. Der Fischwagen darf es nicht mehr, warum auch immer. Die Fischfrau hatte einen Brief vom Amt dabei, sie habe nur ein Fahrgeschäft, hieß es. Sie verliert damit 80 Prozent des Umsatzes. Lange wird das nicht gutgehen.

Vor den Marktständen sind mit weißer Farbe Markierungen auf das Pflaster gemalt. Die Leute halten beim Anstehen Abstand, sehr diszipliniert, sehr ernst.

Dhani Harrison hat The Inner Light neu aufgenommen. Er sieht aus wie sein Vater und er singt so wie er. Bob Dylan hat einen neuen Song veröffentlicht, 17 Minuten lang, Murder Most Foul. Was für Zeiten.

Gestern kamen zwei neue Platten an: Gone Troppo von George Harrison und Give More Love von Ringo Starr. Ich habe gerade keine Zeit für Schwermut.

In der leeren Fußgängerzone A. getroffen. Er ist ein Informationsjunkie, guckt alle Pressekonferenzen, hört alle Podcasts, das macht ihn fertig. Das kann man nicht lange durchhalten.

Selbstermächtigung: Was können wir eigentlich tun? Wir können den Kopf oben behalten und den Kopf einziehen, beides gleichzeitig.

Durch die halbe Stadt gefahren, um Zeitungen zu kaufen. Die Sonne sammelt schon Kraft für den Frühling.

Heute noch einmal im Buchladen. So gut wie alles andere bleibt offen, aber die Buchläden aber müssen schließen. Mal sehen, wieviele in ein paar Monaten wieder aufmachen werden. Draußen plünderten die Leute die Läden, drinnen war es ganz leer und still. Endzeitstimmung, ein bisschen.

Der Drogeriemarkt war zur Hälfte leer, sogar Zahnpasta wird knapp. Es ist wirklich verrückt. Die Deutschen haben sich dafür entschieden, das Virus mit Vorratswirtschaft und Dauershopping zu bekämpfen und nicht mit Zuhausebleiben. Selbst die kommende Ausgangssperre wird wohl ignoriert werden. What could possibly go wrong?

Den Baum auf dem Hof beschnitten. Die Vögel gefüttert, sie sind hungrig wie lange nicht. Der Frühling kommt unpassend.