Kategorie: Notizen

Liebes Tagebuch, heute hat der Arzt den Strömungsgeräuschen in meiner Halsschlagader zugehört.

Christoph Hein: Das Narrenschiff. Es ist ein deprimierendes Buch über ein deprimierendes Land, das besonders gut darin war, die Leute kleinzuhalten. Alle Protagonisten sind beschädigt, alle bleiben hinter ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten zurück. Trotzdem habe ich es gern gelesen. Man will den ganzen langen Text über wissen, wie es ausgeht, obwohl das Ende von Anfang an feststeht.

Für mich begann David Lynch in Berlin. Ich war im Herbst 1990 nach Berlin gekommen. Draußen war gerade die Welt aufgegangen und ich hatte es immerhin bis in die nächste Großstadt geschafft. In den Kinos lief Wild at Heart und mit diesem Film habe ich mir die Westberliner Kinos erschlossen. Das wurde mein Bild von Amerika, ein Roadtrip, Luna und Sailor, Laura Dern und Nicolas Cage, die in einer leeren Landschaft aus dem Auto springen und in der Wüste neben der Straße tanzen. Falls ich einen Lieblingsfilm habe, ist es wahrscheinlich der. 1991 zog ich wieder zurück nach Greifswald und im Fernsehen lief Twin Peaks, wieder Provinz und Heimatgefühle. Die Bilder und die Musik: Roy Orbison, Angelo Badalamenti, Chris Isaak, Julee Cruise, alles nahm mich gefangen und für alles bin ich dankbar.