Autor: Stefan

Ich lese seit Tagen einen sehr langen Text, der nur deshalb so lang und schwer lesbar geschrieben wurde, um mich möglichst lange Zeit vom Lesen abzuhalten. Danach werde ich mehrere Tage lang einen eigenen Text über diesen Text schreiben. Meinen Text wird außer mir niemand lesen. Aus alledem wird in der Lebenswirklichkeit nichts weiter folgen. Das ist meine Arbeit.

Dirk Hesse: Die Lehrerin. Dystopien funktionieren am besten, wenn sie die Gegenwart nur ein bisschen weiterdrehen und so ist es auch hier. Die Dörfer leiden an der Erderwärmung und aufgegebener Infrastruktur, der Staat weicht vor der Kriminalität in der Städten zurück, Sicherheit wird in abgeschlossenen Zonen kommerzialisiert und ansonsten den religiösen Bewegungen überlassen. All das wird aber nur skizziert und angedeutet. Den Kern des Romans bildet die Geschichte einer Frau, die in dieser Welt trotzdem soziale Bindungen eingeht und schließlich mitten im Wald eine Schule eröffnet. Am Ende wird das ihr Leben retten. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

Kjell Hjern: Ein Traum

Ich der Nacht träumte ich von einem alten Freund,
der vor kurzem gestorben war.
Ich saß auf einer Bank und sah auf Hagaplan,
dort, wo die Schulmädchen Brennball spielen,
als er plötzlich den Weg entlangkam,
auf einen Spazierstock mit Silberknauf gestützt,
im Mund eine neue Flor de Brazil.

„Bist du nicht tot“, fragte ich bestürzt,
als er stehenblieb und grüßte.
„Doch“, sagte er und grinste vergnügt,
„aber die Beerdigung ist erst am Samstag.“

Er verabschiedete sich mit dieser geheimnisvollen Miene,
die er stets aufsetzte, wenn man ihn fragte,
wo er den Abend verbringen werde
und er dir vormachen wollte,
er wäre in guter Gesellschaft.

Der Flieder duftete. Bevor er hinter den Bäumen verschwand,
wies er mit dem Stock hoch zum Himmel, der blau und wolkenlos war.
Ich nickte, um zu bedeuten, dass ich längst im Bilde sei.
Er war vollkommen selbstsicher, bis heute frage ich mich,
ob er der Einsamkeit tatsächlich so ausgeliefert war,
wie ich wusste, dass er es sein würde.

Übersetzt nach Kjell Hjern: Kalifens guldfågel (Stockholm 1959)