Der Dom in Göteborg ist ein merkwürdiges Haus. Eher flach, sehr hell, mit viel goldener Farbe und imitierten Marmorsäulen im Kirchenschiff. In einer Abseite hing eine Ikone vor einer ukrainischen Fahne und einem zweisprachigen Gebet für den Frieden. Davor konnte man gegen eine Spende ein Teelicht aufstellen. Da wir aber weder Swish noch schwedisches Bargeld hatten, nahm ich den Euro aus der Hosentasche, den ich dort für den Einkaufswagen vor dem Supermarkt aufbewahre, und warf ihn in den Opferstock.
Autor: Stefan
Nach Zempin
Durch die Lektüre einer Landkarte stellte sich heraus, dass die Entfernung zwischen einem Bahnhof auf Usedom und der Ostsee in Zempin am kürzesten ist. Außerdem gibt es dort eine hübsche Strandbar mit Fernweh. Der auflandige Wind aus Nordost machte schöne Wellen und wehte auf der Rückseite der Strandkörbe flache Mulden in den Sand. Dort konnten wir uns verstecken. Das Wasser war für Anfang Juni ungewöhnlich warm. Seit sechs Wochen hat es nicht mehr geregnet. Auch die Sommer werden anders werden, länger, windiger, heißer.
Auf der Hinfahrt ein Gespräch über die Verkehrswende mit einem Lokführer, der auf der Insel aushelfen sollte und zu seinem Einsatzort unterwegs war. Es sieht nicht gut aus.
Auf R.s Grab stehen bunte Blumen und drei große überdimensionierte Schachfiguren: ein weißer Bauer, ein schwarzer Springer und ein weißer Turm. Am Sonntag war ich dort, zum ersten Mal seit seiner Beerdigung. Die Kirchturmuhr zeigte elf Uhr. In Kasachstan hatte gerade der Stichkampf zur Weltmeisterschaft begonnen. Die erste Schachweltmeisterschaft, bei der er nicht zuschauen konnte. R. war der treueste Schachzuschauer, den man sich denken kann. Ich weiß nicht, ob ihm das Ergebnis gefallen hätte.