Unter Skatspielern

Einmal im Monat bin ich auf einem Skatturnier auf dem Dorf. Es ist schwierig, Skat zu spielen, wenn man nicht besonders gut Skat spielen kann. Skatspieler können ziemlich unangenehm werden, wenn man Fehler macht. Aber bei dieser Runde ist es nicht so, die Leute sind ausgesprochen freundlich und entspannt. Das Durchschnittsalter liegt etwa bei 70, Frauen gibt es nur hinter dem Tresen des Vereinsheims. Das Bier kostet 2,10 Euro, eine Knacker mit Bohnensalat und einem halben, diagonal-geschnittenen Toast 2,30 Euro und jedes verlorene Spiel 50 Cent. Wer im letzten Monat Geburtstag hatte, gibt eine Saalrunde aus und wenn jemand im letzten Monat gestorben ist, gibt es eine Schweigeminute. Die Ergebnisse werden per Hand zusammengerechnet und mit Kugelschreiber auf einem überdimensionierten Blatt eingetragen, das anschließend sorgfältig zusammengefaltet wird. So eine Runde ist das.

Ich kann nicht viel reden. Ich muss meistens aufschreiben, weil ich die besten Augen habe, und ich muss mich auf meine Karten konzentrieren. Ich höre zu. Die Männer reden über die Gaspreise, über das Gemüse im Garten und die Trockenheit, über Reparaturen an ihren Häusern, über den Krieg, über ihre Kinder in Hamburg, über die Ausländer, über die Inflation, über den Wolf. Alle haben ihr Leben lang gearbeitet und es ist unfassbar, an welche Geschichten sie inzwischen glauben. Sie leben in einer Welt, für die es keine politischen Angebote mehr gibt.

In der letzten Woche habe ich den 3. Platz gemacht und 4,50 Euro gewonnen. Das Startgeld sind 7 Euro, 6 Euro gehen in die Jahreswertung. Bei diesem Blatt bekam ich in Mittelhand 23 geboten, die ich hielt. Ich traute mich nicht, für einen Grand in den Skat zu gucken und spielte Pik Hand. Eine meiner Schwächen besteht darin, dass ich auf die Schnelle oft keinen Grand erkennen kann und lieber Farbe spiele (ich bin mir aber noch immer nicht sicher, wie vernünftig hier eine Grandreizung gewesen wäre). Am Ende lag der Kreuzbube im Skat.


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