Wir hören uns weiter durch den Katalog von Ringo Starr. Die nächste Platte ist ein häufiger Gast in Second-Hand-Läden. Sie erschien 1974 als Nachfolger zu Ringo und versucht ein bisschen das erfolgreiche Schema zu wiederholen: Produktion von Richard Perry und With a Little Help from His Friends. Wahrscheinlich wurde das Album sehr viel verkauft — und öfter als der Vorgänger aus der Plattensammlung aussortiert, ich weiß es nicht. Das Cover ist jedenfalls großartig: Ringo als Raumfahrer in der Filmkulisse von The Day the Earth Stood Still (der Film hat einen weiteren Bezug zu den Beatles, aber dazu vielleicht später einmal).
Die Platte beginnt wie die Feuerwehr. John Lennon zählt den Titelsong ein, den er für seinen alten Freund geschrieben hat und spielt das Piano. Der emotionale Höhepunkt kommt also gleich am Anfang. Krachiges Stück.
Danach kommen Occapella (naja) und Oo-Wee (ganz hübsch). Das nächste Stück Husbands and Wives ist ein Countrysong von 1966, aus dem Ringo ein leises und bewegendes Lied über eine Trennung macht. Seine Ehe ging damals auseinander und das ist in seiner Stimme zu hören. Es gibt nicht viele ernste Songs von Ringo, der hier gehört dazu.
Die erste Seite schließt mit dem Auftritt von Elton John, der für Ringo das schnelle Snookeroo beigesteuert hat. Der Text handelt von Ringos Aufwachsen in Liverpool, dieses Thema werden wir noch sehr häufig hören. Ein Klassiker, nach dem ersten Chorus kann man mitsingen und vergisst den Song nie wieder.
Die zweite Seite startet mit All by Myself etwas schwächer, aber alle haben ihren Spaß, es gibt Bläser und am Klavier sitzt ein gewisser Dr. John. Es folgt Call Me, das Ringo ganz allein geschrieben hat. Musikalisch keine Offenbarung, aber ein rührender Text für seine damalige Frau.
Mit dem No No Song nimmt die Platte wieder Fahrt auf. Eine wilde Nummer, der Text richtet sich gegen Alkohol und andere Drogen und ist eine glatte Lüge. Ringo war damals auf dem direkten Weg zum Alkoholiker.
Das beste Stück des Albums ist vielleicht Only You. Ringo nahm diesen klassischen Song aus dem Jahr 1955 auf Vorschlag von John Lennon auf. Ringo kennt seine Wurzeln, nichts daran auszusetzen. Easy For Me bleibt musikalisch in den 50er Jahren und ist der Beitrag von Ringos Trinkkumpan Harry Nilsson. Ganz am Ende gibt es eine Reprise von Goodnight Vienna, Lennon feuert die Band an („Okay, with gusto, boys, with gusto!“) und Ringo Starr verabschiedet sich am Schluss wieder vom Publikum und von den Musikern.
Also, wenn ihr die Platte irgendwo im Laden herumstehen seht, nehmt sie einfach mit. Keine Einwände. Die schwierigen Sachen kommen erst noch.
roswitha
Lustig, habe gestern meine plattensammlung an singles durchgeschaut- da habe ich auch ringo, und noch viele beatles-platten und andere raritäten. jetzt suche ich jemanden mit musikbox, der mir die platten vielleicht abkauft.
ich wusste nicht mehr, dass ringo auch alleine platten aufgenommen hat!
Stefan
Eine Jukebox wäre natürlich ein Traum, oder noch besser eine Kneipe, in der eine Jukebox steht!
Wenn du verkaufen willst, würde ich wahrscheinlich in den nächsten Second-Hand-Plattenladen gehen. In der Regel nehmen die so etwas gern.
arboretum
Als ich heute Morgen im Deutschlandfunk Kultur die Rezension von Paul McCartneys neuestem Album hörte, musste ich sofort an Sie denken. Diese Besprechung ist nicht online, aber die von Maik Brüggemeyer.
Stefan
Ja, große Freude gestern, als McCartney III ankam. Mit dem Vorgängeralbum bin ich nicht richtig warm geworden, aber die neue Platte klingt beim ersten Hören vertraut und zugänglich.