Am Vormittag irre ich mit dem Fahrrad durch das Gewerbegebiet, um den Weg durch die Bäckerwiesen nach Süden zu finden. Fahrradfahrer stellen in einer durch Autohäuser, Baustoffhandel und Tanzstudios überformten Soziokultur einen Fremdkörper dar. Hinter der Umgehungsstraße spannt sich der pommersche Himmel über die Felder. In Weitenhagen stehen die Mülltonnen gerade ausgerichtet an der Straße, ich fahre hinter dem Müllauto bis zur kleinen Kirche. Die Glocken sind vor dem Eingang aufgehängt. Der Küster hat ein Gestell für die Gießkannen gebaut. Die Kannen sind beschriftet. Im Schaukasten an der Straße hängt der Monatsspruch mit einer plattdeutschen Übersetzung: Kolosser 4.6. Gleich gibt es Mittag.
Meine Eltern sind gekommen und mein Bruder und S. auch. Wir sitzen am Küchentisch und essen Kuchen. Es gibt Gelegenheit, etwas im Isländisch-Wörterbuch nachzuschlagen. Familie.
Am Museumshafen ist ein Foodtruckevent. Irgendwann haben sie aufgehört, von Imbisswagen zu reden. Foodtruckevent bedeutet, dass man 20 Minuten anstehen muss, um dafür Eintritt zu bezahlen, dass man nochmal 20 Minuten anstehen muss, um dann auf Holzbänken überteuertes Fastfood mit internationalen Bezeichnungen zu essen. Es ist ein Rummelplatz, nur ohne Fahrgeschäfte: auf das Wesentliche reduziert. Die Sonne scheint, der Wind weht kalt vom Wasser herüber. Ganz Vorpommern ist auf dem Weg hierher, ein buntes Gewimmel. Es ist ungefähr so, als ob jemand einen Hektar Berlin-Mitte ausgestanzt und auf die nördliche Hafenseite verschoben hätte. Zwei Iren machen auf einer kleinen Bühne Musik und es ist sehr schön.
Am Abend spielen Rest in Beats und Echoes in Veil im St. Spiritus. Dankbar dafür, dass es den Nordischen Klang gibt.
Drei Anrufe bekommen, über die ich mich alle gefreut habe.