Auch diesen Teil der Serie habe ich lange vor mir hergeschoben, und wahrscheinlich gab es auch dafür Gründe.
Mit Vertical Man (1998) beginnt das dunkle Zeitalter, in dem kein Vinyl mehr gepresst wird. Ringo ist ein großer Liebhaber der Compact Disc, aber der große Speicherplatz kommt ihm hier nicht entgegen, das Album ist für das musikalische Material etwas zu lang. Gleichzeitig beginnt hier die Ära Mark Hudson, die später im Streit enden sollte, was auch der Grund dafür sein könnte, dass die Platte bis heute nicht gestreamt werden kann. Ich mag Mark Hudson, der sich im Post-Beatles-Universum einige Verdienste erworben hat und unter anderem Harry Nilsson und Joey Molland produzierte.
Vertical Man ist definitiv eines der stärksten Ringo-Alben. An vielen Stellen kommt es den Beatles wieder näher. King of Broken Hearts ist eindeutig der beste Song der Platte, die Melodie ist eingängig und schön, es gibt eine Bridge, ein Mellotron und Streicher, und George Harrison spielt ein hinreißendes Solo auf der Slide-Gitarre. La De Da ist ein Singalong mit einer kaum versteckten Anspielung auf Ob-La-Di, Ob-La-Da. Überhaupt ist das Album voller Hooks, die meisten Songs kommen mir beim Lesen der Trackliste wieder in den Kopf. I’m Yours ist ein Schlaflied mit einem Streicherarrangement von George Martin und erinnert an das letzte Stück des Weißen Albums, was ja keine schlechte Referenz ist.
Natürlich gibt es auch schwächere Songs. Warum Love Me Do noch einmal aufgenommen werden musste, ist nicht zu verstehen. Wahrscheinlich ist Ringo immer noch traumatisiert, weil er bei den Aufnahmen 1962 durch Andy White ersetzt wurde (zu Unrecht!), aber die Mundharmonika auf diesem Stück sollte John Lennon spielen und niemand anders. Und Mindfield zitiert überdeutlich We Didn’t Start the Fire, aber bei aller Liebe: Ringo Starr und Mark Hudson sind keine besseren Songschreiber als Billy Joel.
Trotzdem ist das Album absolut empfehlenswert, ich wünsche mir eine gekürzte Ausgabe auf Vinyl. Und die folgende Platte, die ich in den nächsten Wochen endlich ausführlich hören darf, sollte tatsächlich noch ein bisschen besser werden.
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