Ich bin ein gemäßigter Sammler. Die wesentlichen Sachen habe ich gern zusammen. Übersetzt heißt das: Ich muss nicht jede einzelne Single und jedes Bootleg von Ringo Starr besitzen, aber ich habe mich gefreut, als ich seine Alben endlich vollständig hatte. Das war nicht ganz trivial.
Dinge zu haben, heißt Dinge zu ordnen. Üblicherweise geschieht das über Ranglisten From Least to Best, aber ich habe mir gedacht, dass es für mich interessanter sein könnte, die Platten chronologisch von vorn nach hinten zu hören und zu verfolgen, wie aus einem Ex-Beatle ein Musiker wurde, der aus der öffentlichen Wahrnehmung fast vollkommen verschwunden ist. Mal im Ernst: Wer hört heute noch Ringo Starr?
Ringo war der Erste der Beatles, der ein Soloalbum herausbrachte. Am 27. März 1970, noch vor dem offiziellen Ende der Band und vor seinen allerletzten Aufnahmen zu Let It Be erschien Sentimental Journey. Wir hören darauf zwölf Stücke aus dem Great American Songbook, die Lieblingslieder seiner Mutter. Geschmeidige Orchesterarrangements, Ringo singt sich dazu tapfer durch die Platte. Er ist nicht gerade Frank Sinatra, aber manches (Dream) ist ganz warmherzig und manches (Blue, Turning Grey Over You) klingt wie von Günther Fischer und Manfred Krug eingespielt. Man macht mit dem Album bestimmt nichts falsch.
Ganz ähnlich ist es mit Beaucoups of Blues. Ringo flog im Sommer 1970 nach Nashville und nahm in nur drei Tagen ein Country-Album auf. Professionelle Musiker, fertige Songs und Ringos Stimme passt perfekt zu Country, wie wir alle seit dem Weißen Album und Don’t Pass Me By wissen. Die Platte lässt sich gut hören, aber eine von dieser Sorte reicht mir dann auch. Einen einzigen Song hat Ringo Starr selbst geschrieben: Coochy Coochy. Er hat es leider nicht auf das Album geschafft und erschien nur in einer gekürzten Fassung als B-Seite zur Single mit dem Titelsong. Das Original soll eine halbe Stunde lang sein und das würde ich gern mal hören. Es wurde bisher aber nicht veröffentlicht. Ringo ist überhaupt sehr sparsam mit Outtakes.
Jedenfalls sehen wir zwei schöne Plattencover. Auch das wird sich in Zukunft ändern.
alex
Zu Ringo fällt mir eigentlich nur mein Englischlehrer ein. Er hatte auch einen Bart und er spielte auch Schlagzeug. Und sprach natürlich auch hervorragend Englisch wie es sich für einen Englischlehrer gehört. Es gab da wohl auch eine Band, die ich aber nie gehört habe. Vom Alter gut 5 Jahre jünger als Ringo. Und damit für mich als Schüler sehr jung, habe gerade mal nachgerechnet, er war wohl gut 15 Jahre älter als ich, also Anfang 30 als ich ihn das 1. Mal in der Untertertia (8. Klasse) kennenlernte. Wir analysierten ausgiebig die Songtexte der Beatles (z.B. „Eleanor Rigby“ oder „A Day in the Life“), die wir uns im Sprachlabor anhörten und dann versuchten, zu Papier zu bringen. Ringo spielte da nicht so eine große Rolle obwohl ich die Texte wahrscheinlich besser akustisch verstanden hätte, wenn er leiser getrommelt hätte (blöder Witz, sorry)…
Bin gespannt auf die nächsten Folgen.
Stefan
Das klingt ein bisschen nach dem Engländer, der bei uns in Ermangelung muttersprachlicher Englischlehrer im Schulfernsehen aufgetreten ist. Sehr schön!