Als ich auf dem Heimweg in die Domstraße einbiege, beschleunigt hinter mir heftig ein Auto. 60 … 70 … er zieht links vorbei. Vor dem Universitätsgebäude erwischt er fast den kleinen Jungen, der auf einem Kinderfahrrad leicht schwankend hinter seiner Mutter herfährt. Die Mutter rudert mit dem Arm und bedeutet ihrem Sohn, direkt hinter ihr zu bleiben, dicht vorbei an den parkenden Autos auf der rechten Straßenseite, in denen glücklicherweise gerade niemand die Fahrertür aufreißt. Im Augenwinkel Kinder, die mit den Füßen im Brunnen auf dem Rubenowplatz stehen und uns nachsehen.
Mein Puls beschleunigt auch und ich fahre dem Auto hinterher, die ganze Domstraße entlang, rechts in die Fleischerstraße, links in die Rakower Straße. Er ist schnell, doch ich behalte Sichtkontakt. Ich überlege, was ich mache, wenn er in die Tiefgarage fährt, aber er biegt in Richtung Markt ab und dann in die Mühlenstraße und das ist eine Sackgasse. In der Mühlenstraße steht ein Lieferwagen, das Auto kommt dahinter zum Stehen. Drei Jungs, der Fahrer mit Sonnenbrille. Ich klopfe, er lässt das Fenster runter.
– Alter, du hättest vorhin fast den Jungen mitgenommen! Das ist eine Fahrradstraße! Fahrradstraße, 30, Fahrräder von beiden Seiten! Das ist doch Scheiße!
Ich fuchtele herum und zeige immerzu drei Finger hoch, so als ob er nicht wüsste, was 30 ist.
– Ja, habe ich auch schon gemerkt. Tut mir leid.
– Okay. Nächstes Mal. Alles gut.
Ich fahre nach Hause.