Oma Wieck hieß Oma Wieck, weil sie in Wieck auf dem Darß wohnte. Sie hatte dort ein Haus, das in meiner Erinnerung unglaublich groß war. Es gab eine Veranda, einen winzigen Keller unter der Speisekammer, eine kleine dunkle Abstellkammer, die auf der Hälfte der Bodentreppe zur Seite abging, einen Schuppen und überhaupt eine Menge aufregender Plätze. Von Opa Wieck habe ich nur noch wenige Bilder im Kopf, auf den meisten sitzt er fröhlich in der Veranda. Im Wohnzimmer, meine Oma sagte Wohnstube dazu, war ein Fernseher und auf dem Hof eine riesige Antenne, damit man Westfernsehen gucken konnte. Fast alle im Dorf hatten so eine Antenne. Auf dem Fernseher stand ein Trafo, an dem man herumdrehen musste, wenn das Bild zu laufen anfing. Wir Kinder durften natürlich viel länger gucken als zuhause und meine Oma sagte immer »Nu lot de Jung doch kieken«, wenn meine Eltern meinten, dass es nun doch genug wäre, und ich guckte weiter.
Ich hatte als Kind eine Menge Indianer und Cowboys. Ich war natürlich immer für die Indianer. Ich weiß noch, wie ich einmal auf dem Fußboden vor dem Fernseher ein großes Fort aufgebaut hatte, das die Cowboys, unterstützt von ein paar NVA-Soldaten, gegen die anstürmenden Indianer verteidigen mussten. »Müssen die denn immer kämpfen?«, fragte meine Oma. »Die können doch auch mal zusammenkommen und ein Fest machen! Die müssen doch nicht immer kämpfen.« Irritiert räumte ich die Figuren weg. Erst viel später habe ich verstanden, was sie meinte. Und das ist eine andere Geschichte.
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