Klagefall

Kurzmitteilungen

Anfang März habe ich beschlossen, den Leserückstand bei Perry Rhodan, der auf 60 bis 70 Hefte angewachsen war, endlich aufzuholen. Das war mehr als ein Heft am Tag, zumal jeden Woche ein neues hinzukommt, so ganz genau habe ich es nicht ausgerechnet. Die Grippe hat geholfen, außerdem habe ich schon vor ein paar Jahren auf E-Books umgestellt, auf denen ich die Geschichten besser überfliegen kann. Auf den Bildschirm passt genau so viel Text, wie ich mit einem Blick halbwegs erfasse. Zudem entfällt ohne wöchentliche Unterbrechung das Zurückdenken in die Story. Lesen ist Arbeit.

Gestern bin ich im Juli 1551 Neuer Galaktischer Zeitrechnung angekommen. Jetzt weiß ich nicht, was ich bis Donnerstag machen soll.

Es gibt in Mikael Niemis Populärmusik från Vittula eine Stelle, in der Matti vom Hausmeister der Schule im Geräteschuppen überrascht wird und sich in einem Kanonenofen versteckt. Er bekommt die Tür von innen nicht wieder auf und muss im Ofen bleiben. So lange, bis er groß genug geworden ist, um mit seinem Körper den Ofen auseinanderzureißen, also mehrere Jahre. Das nennt man in der skandinavischen Literatur skröna. Eine Geschichte, die in der Realität anfängt und außerhalb wieder aufhört, ohne dass man weiß, an welcher Stelle genau die Ebenen gewechselt wurden (die Geschichte mit den Ratten ist ein weiteres Beispiel für diese Technik).

Ein bisschen davon ist auch im Text von Per Olvmyr (eine Schneeballschlacht in der Arktis ist ja nicht völlig undenkbar), der überdies so lakonisch geschrieben ist, dass sogar mir das Übersetzen leichtfiel. Aber es kann gut sein, dass man Sätze wie

Isskulptering är en avspänd och kreativ aktivitet som skapar fin teamkänsla

gar nicht vernünftig übertragen kann, weil sie zu schwedisch sind. Da ist in einem Satz das gesamte Bild, das die Schweden so gern von sich zeichnen. Das mag ich sehr.

Gutshäuser im Nordosten vor dem Zusammenbruch? fragt der NDR. Nicht alle, aber viele, wie sich bei einer Reise über die Dörfer leicht feststellen lässt. Das hat Gründe.

Ein Grund liegt darin, dass es nicht einfach ist, für die ganzen Gutshäuser und Schlösser auf den Dörfern eine wirtschaftliche Nutzung zu finden, die zudem noch die Denkmalschutzbehörden zufriedenstellt. So viele Landhotels braucht niemand.

Ein anderer Grund (und darüber wird nicht gesprochen) ist die Eigentumslage. Die Güter im heutigen Mecklenburg-Vorpommern wurden 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet und nach 1990 entgegen aller politischen Ankündigungen nicht restituiert. Der gesetzlich angeordnete Restitutionsausschluss für Enteignungen auf besatzungsrechtlicher oder besatzungshoheitlicher Grundlage (die Bodenreform wurde in den Ländern der sowjetischen Besatzungszone auf der Grundlage eines Befehls der Sowjetischen Militäradministration durchgeführt) wurde verfassungsrechtlich mit einem (angeblichen) Willen der Sowjetunion bei den Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen gerechtfertigt. Die politische Begründung war der Schutz der Neubauern vor dem Verlust des Eigentums, das ihnen (bzw. ihren Vorgängern) im Jahre 1945 zugeteilt worden war. Schon das war fragwürdig, weil das sog. Bodenreformeigentum nach der DDR-Rechtsordnung kein Volleigentum und mit der Kollektivierung der Landwirtschaft spätestens seit 1960 in den Genossenschaften verschwunden war. Um auf die Gutshäuser zurückzukommen: Dafür taugt das Argument erst recht nicht. Denn aufgeteilt wurden 1945/46 nur die landwirtschaftlichen Flächen und Bauernhäuser, die Gutshäuser und Schlösser der früheren Gutsherren wurden dagegen quasi-staatliches Eigentum. Jedenfalls da hat sich der Staat am Unrecht des anderen Staates bereichert und sich vor allem die Chance genommen, mit der Rückgabe der Häuser an die Enkelgeneration Eigentümer ins Land zu holen, die in den schon damals größtenteils verfallenen Baudenkmälern auch einen ideellen Wert gesehen hätten.