Kurzmitteilungen

Im Traum das deutliche Gefühl, dass ich hier schon einmal gewesen war. Auf der anderen Seite der Straße stand, etwas erhöht, das frühere Haus der Pioniere, das privatisiert worden war und dann irgendein Gewerbe beheimatete, jedenfalls meine ich mich im Traum zu erinnern, dass ich hier damals etwas eingetauscht hatte, ich glaube, einen Sack Kohle, es war kalt. Ein hell gestrichenes Gebäude, zwei Stockwerke, davor ein vertrockneter Garten. Inzwischen waren die Fenster mit Sperrholzplatten vernagelt und um das ganze Gelände war, etwas lustlos und ohne einen Zutritt wirklich zu verhindern, ein mannshoher, dünner Maschendrahtzaun gezogen worden. Aufgewacht und darüber nachgedacht, ob ich mich im Traum an einen früheren Traum erinnert oder ob ich nur geträumt habe, dass ich schon mal geträumt hatte usw.

Es ist nie ein Problem, gegen einen stärkeren Gegner zu verlieren. Aber es ist stets ein Problem, gegen einen gleichstarken Gegner zu verlieren. Immer dann, wenn ich in so einem Fall am Brett sitze und meine Verluststellung anstarre, habe ich den starken Impuls, mit Schach aufzuhören. Ich stelle mir vor, wie ich die Partie aufgebe, den Saal verlasse und mich nie wieder zu einem Turnier anmelde. Als Kind habe ich sogar geweint. Wahrscheinlich ist es diese Emotion, die mich überhaupt dazu bringen konnte, mich ernsthaft mit Schach zu beschäftigen.

Hier (Welz-Kalhorn, Oberliga Nordost 2017) sah ich, dass der Zwischenzug 19…Txf1+ verliert, weil Weiß nicht mit dem Springer wiedernehmen muss, sondern 20.Lxf1! spielen kann, wonach nach 20…Lxe5 21.Sxd5! sofort die Lichter ausgehen (21…Sxd5 funktioniert nicht, weil der Turm auf f8 die schwarze Dame nicht mehr deckt und nach 21…Dxd5 22.Lc4 steht die Dame in der Läuferdiagonalen). Ich sah es … spielte es aber trotzdem. Unbegreiflich. Sofort 19…Lxe5 wäre völlig okay gewesen.

Blade Runner 2049

Fast im letzten Moment angesehen: Der Film scheint nicht mehr lange zu laufen und kommerziell kein besonderer Erfolg zu sein, was vielleicht ein gutes Zeichen ist. Gemischte Gefühle nach dem Kinobesuch. Einerseits wird die Fortsetzung dem berühmten ersten Teil gerecht, die Erwartungshaltung muss eine ziemliche Bürde gewesen sein. Die Geschichte von 2049 schließt sich sinnvoll an die Geschichte von 2019 an, die Stimmung ist gut getroffen, die Ausflüge aus der Stadt heraus passen ganz gut (ein Eisenofen ist ohnehin immer ein gutes Motiv), auch die Erweiterung des Farbspektrums in der Wüste zu gelb-orange gefällt mir. Die holographische Geliebte funktionierte ebenso. Die Hauptrolle mit Ryan Gosling zu besetzen, finden alle doof, aber wenn wir ehrlich sind: Harrison Ford konnte 1982 auch nicht besonders viele verschiedene Gesichtsausdrücke. Bei Blade Runner 2079 kann Gosling dann den Westernhelden geben.

Andererseits:

[1] Ich fand den ausführlichen Ausflug in die US-amerikanische Kulturgeschichte (Jukebox, Elvis, Sinatra, Monroe) unpassend, da war der erste Film bereits deutlich indifferenter. Immerhin gab es diesmal in der Stadt russische Sprachfetzen.

[2] Mir wurde im ganzen Film zu viel erklärt. Am meisten störte mich die Stelle, in der in einem Dialog nochmal ausgesprochen werden musste, dass Officer K nicht das Kind von Rahel ist. Das war doch schon längst klar! Blade Runner lebte dagegen noch stark vom Ungefähren, von den Geheimnissen.

[3] Die Geschichte mit dem Thema Fortpflanzung weiterzuerzählen, meinetwegen. Aber Science Fiction 2049 stelle ich mir weiter vor als den simplen Plot Vater, Mutter, Kind. Deshalb war der Schluss mit der Hand auf der Scheibe auch leider viel zu tranig für mich. Es hätte es gereicht, Deckard in das Haus gehen zu sehen, wenn überhaupt.

[4] Mir war alles zu sehr auf noch eine Fortsetzung hin erzählt. Es blieben zu viele mächtige Hintermänner übrig. Die Niederlassung von Niander Wallace mit der Insel sah zu sehr nach einem kitschigen Zen-Garten aus (da war die Tyrell Corporation deutlich schmuddeliger) und was die Story mit Freysa dramaturgisch sollte, habe ich nicht so recht verstanden.

Trotzdem alles beeindruckend, keine Frage.