Kurzmitteilungen

Die Arbeitskollegin, die von ihrem Schwiegervater erzählt. Sie wohnen auf dem Dorf, zusammen in einem großen Haus, drei Generationen unter einem Dach.

Sie arbeitet von frühmorgens bis mittags, dann fährt sie eine Stunde nach lang nach Hause, um ihre Schwiegermutter abzulösen, die jetzt ihren Schwiegervater und den fünfjährigen Enkel zugleich betreut. Ihr Mann muss ganztags arbeiten und nimmt nach und nach seinen Jahresurlaub, um die Situation beherrschbar zu halten. Da nicht beide Eltern systemrelevant sind, gibt es keine Notbetreuung im Kindergarten.

Die Schwiegereltern sind beide über 80, sie nehmen die Situation sehr ernst. Keine Besuche, kein Einkaufen, sie bleiben auf dem Grundstück. Sie sehen auch ihre anderen beiden Söhne nicht. Der Schwiegervater sitzt auf seinem Stuhl im Garten und stellt sich vor, dass er seine Söhne nicht an der Haustür klingeln hört, anders kann er es sich nicht erklären, dass sie ihn nicht besuchen, die wären doch schon längst mal vorbeigekommen.

Falls ihr Helden sucht, hier sind welche.

Seit einem Monat kann ich wieder richtig schlafen. Die Burschenschaftler sind verschwunden, der Club um die Ecke ist geschlossen, niemand zieht mehr nachts schreiend durch die Straße. Morgens werde ich nicht mehr von Autos geweckt, sondern von den Vögeln. Kann meinetwegen so bleiben.

Keine Termine mehr, keine Verabredungen, keine Arztbesuche, keine Physiotherapie, nicht mehr ins Theater, nicht mehr ins Kino, nicht mehr ins Restaurant, keine Besuche, kein Zug, den wir kriegen müssen, gar nichts mehr. Wenn ich meine Arbeit geschafft habe, fahre ich für eine Stunde ins Büro und hole mir neue. Papier ist schwer, das nächste Mal nehme ich den Fahrradanhänger mit und packe die volle Aktentasche da rein.

Aber ich vermisse die Gespräche. Wenn ich jemanden auf der Straße treffe, läuft immer diese Unruhe mit: Stehen wir weit genug auseinander? Sind die 15 Minuten schon um?

Lange wird das nicht mehr halten. Diese merkwürdige Mischung aus Linken, Rechten und Wirtschaftsliberalen, die Grundrechte! und Verhältnismäßigkeit! schreien und keine Ahnung haben, was das überhaupt ist. Dieser Möchtegern-Kanzler, dem seine Berater gesagt haben, dass er vorwegmarschieren soll, mit seinem Watschelgang und jetzt hat er einen Professor eingekauft und eine PR-Agentur macht alles instagrammable.

Vielleicht sind die Professoren in den Talkshows bloß gecastet? Ich meine, woher kommen die plötzlich alle? Hat die vorher schon mal jemand gesehen?

Heute die große Fahrradrunde. Die Kondition ist sonstwo.

Ich bin jetzt Candidate Master, so ähnlich werde ich mich fühlen, wenn ich draußen mit einer Maske herumlaufe. Alle gucken komisch.

Den ganzen Sonnabend an einem Text geschrieben, den ein Kollege heute mit freundlichen Worten in den Papierkorb geworfen hat. Die nächsten vier Tage den Text eines anderen Kollegen überarbeiten. Es wird Zeit, dass ich wieder Texte für mich schreibe.

Ich bin so dankbar, dass ihr noch eure Blogs habt. Hoffentlich macht später niemand Bücher daraus. Blogs sind keine Literatur, zum Glück. Blogs sind etwas anderes.

Darüber nachgedacht, ob ich auch noch einen Corona-Text schreiben sollte. Mein Thema wäre Vorsorge. Mir gefällt das Wort. Den Gedanken wieder verworfen. Ich meine, wenn es etwas zur Genüge gibt, dann sind es Essays über das Virus.

Am Sonntag haben wir auf Skype zusammen ein Geburtstagslied gesungen.

Heute war ein warmer Tag. Die Sonne auf mein Herz scheinen lassen. Am Nachmittag stand ein Vollmond über dem Dach des Nachbarn.

Ich würde gern meine Eltern sehen. Wahrscheinlich wäre jetzt die beste Zeit dafür, bevor alle wieder rausgelassen werden. Noch sind die Züge leer.