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Lina Ekdahl: Was willst du

Warum kommst du her. Warum bist du hier. Was machst du. Was machst du hier. Wer bist du. Wie heißt du. Was willst du. Warum stehst du hier. Woran denkst du. Was wünschst du dir. Was willst du. Warum stehst du hier. Worauf wartest du. Wie heißt du. Wo ist deine Mama. Wo ist dein Papa. Wo arbeitet er. Wo arbeitest du. Was willst du. Was isst du. Isst du Fleisch. Isst du Fisch. Isst du scharf. Isst du fad. Bist du gesund. Was für Krankheiten hast du. Was für Krankheiten hast du gehabt. Kannst du lesen. Kannst du schreiben. Kannst du pfeifen. Was für Sprachen kannst du. Kannst du Finnisch sprechen. Englisch. Deutsch. Portugiesisch. Verstehst du Dänisch. Was willst du. Welche Kleidung magst du. Interessierst du dich für Sex. Bist du traurig. Was machst du. Warum stehst du hier. Warum sagst du nichts. Was willst du. Was machst du gern in deiner Freizeit. Magst du baden. Schwimmen. Tauchen. Auf einen Berg klettern. Krabben fangen. Krebse. Was willst du. Fährst du Ski. Bist du aus Skåne. Gästrikland. Småland. Jämtland. Woher kommst du denn. Was ist deine Lieblingsfarbe. Warum denn. Was willst du. Wie heißt dein bester Freund. Wo wohnst du. Wer bist du. Was machst du. Was willst du. Bist du verliebt. In wen denn. Was willst du. Wie heißt er. Sie. Warum stehst du hier. Wann bist du hergekommen. Bist du hungrig. Willst du Kuchen haben. Willst du Prügel haben. Willst du einen Schwanz haben. Willst du Spaß haben. Was willst du. Warum lachst du nicht. Wer bist du. Wo wohnst du. Warum stehst du auf. Woran denkst du. Was willst du. Machst du Kunst. Lieder. Musik. Spielst du ein Instrument. Reist du gern. Woher kommst du. Bist du froh. Warum lachst du nicht. Wann bist du hergekommen. Wann fährst du. Was willst du. Was kostest du. Wer bezahlt. Wieviel isst du. Wie geht es deinen Zähnen. Dem Magen. Den Nerven. Was willst du. Wer soll bezahlen. Wo wohnst du. Wo schläfst du. Wer bist du. Was willst du. Mich. Uns. Warum bist du hergekommen. Weißt du wer du bist. Warum nicht. Was willst du. Welche Krankheiten wirst du bekommen. Bist du kreativ. Was willst du. Bist du geil. Wann bist du hergekommen. Warum stehst du hier. Wie heißt du. Was willst du. Warum spielst du Theater. Wie lange willst du bleiben. Hast du Bettwäsche mit.

Übersetzt nach Lina Ekdahl: Vad vill du (Glänta 1/2014)

Lina Stoltz: Ein Gedicht

Earl Grey in dunkelblauen Teetassen
an deinem Küchentisch
Ein neues Glas Honig
Du rauchst vor dem Ventilator
Nimmst die Zigarettenschachtel aus dem Gefrierschrank
Einem leeren Gefrierschrank
bis auf die Zigaretten
Er müsste mal abgetaut werden, glaube ich

Amphetamin
bringt gespritzt
die besten Ergebnisse

Neun Tage trocken
Die Wohnung geputzt
Ich kann dich
nicht anders nennen
als schön
Der Blumenstrauß geht ins Blaue
und ich kaufe eine Vase
Du hast bestimmt
keine Vase, glaube ich

Hundert Glocken für den Bus nach Hause
als du aufhören willst
wieder
Schlaftabletten
einzuwerfen
um die Sucht
unter Kontrolle zu halten

Auch diesmal bewegst du dich nicht
als ich dich umarme
Hältst nur die Zigarette weg
damit du mich
nicht verbrennst

Nach manchen Sachen frage ich nicht
Solchen die ich
nicht wissen will

Übersetzt nach Lina Stoltz: Dikter (Provins 1/2007)

Tammy Ho Lai Ming: Bilder

Es war eine Art Hütte, strohgedeckt. Draußen,
die Autos fegten vorbei, die Straße war immer frei.
Oder vielleicht war es keine Hütte, sondern ein Holzhaus.
Klein, ärmlich. Aus Stein möglicherweise?

Mit meinen Fachworten kann ich diese Stelle nicht wiederaufbauen;
es gibt keine Bilder mehr, um meine Zeichnung abzugleichen.
Ich war keine drei, Raum und Zeit erst halb bewusst.
Und meine Zwillingsschwester, jünger als ich,

sah wie ein Gangsta aus, trug Second-Hand-Schlafanzüge.
Einmal spielten sie mit den Dottern zerbrochener Eier,
eine Kalligraphie auf dem Zementfußboden. Davon haben wir ein Foto.
Es gibt keine Spur von mir auf diesem Familienbild,

aber ich war überzeugt, dass ich dort irgendwo sein musste,
in genau diesem Raum. Viele Jahre lang stellte ich mir vor,
wie ich hinter einem Schrank oder einem Besen stehe und
verzückt auf meine Schwester und ihr Spielzeug schaue:

Muscheln, Papierschnipsel, Staubflusen. Später erzählte man mir,
dass meine viel zu junge Mutter, sie war zweiundzwanzig,
es nicht mit drei Kindern zugleich in einem Haus schaffte
und mich in ein Dorf auf Mainland geschickt hatte.

Ich war nicht dort, als das Foto gemacht wurde.

Übersetzt nach Tammy Ho Lai-Ming: Frames.