Schlagwort: Trelleborg

Am Ende des Sommers II

Das Ende für die Königslinie rückt näher. Stena Line nimmt das zweite Fährschiff aus dem Verkehr und fährt nur noch einmal am Tag nach Trelleborg und das auch noch nachmittags. Aber was soll man abends um acht in Trelleborg?

Es ist einfacher, am Rand zu leben, wenn man an einer Route ist. Selbst als die Mauer noch stand, fuhr nachts um halb zwölf der Malmö-Express aus Berlin, war halb zwei in Greifswald und um drei am Hafen. Die Nachtfähre über die Ostsee kam um sieben in Schweden an und auch, wenn für uns spätestens in Sassnitz Schluss war, wir waren unterwegs nach Norden.

Als die Fährgesellschaft noch dem Staat gehörte, gab es fünf Abfahrten am Tag und einen Gewinn für den Finanzminister. Das nennt man wohl eine gelungene Privatisierung.

Dann nehmen wir einfach die nächste Fähre. Vorbei.

Auf dem Schreibtisch liegt eine Woche Göteborgs Posten, die ich jeden Morgen aus dem Brännö Handel geholt hatte. In den schwedischen Zeitungen ist noch ein Rest Volksheim übrig, etwas für alle: Kochrezepte, Lokalsport, Comics, Beschwerden über die rumpelnde Straßenbahn und unhöfliche Jugendliche, Geburtsanzeigen, Nachrufe, Patti Smith und Arthur Rimbaud, Sprachpolitik.

Wir haben einen neuen Kühlschrank. Das Eisfach ist jetzt unten, ich muss mich nicht mehr auf den Küchenfußboden setzen, um die Sachen für das Frühstück rauszuholen. Ein wenig vermisse ich diesen Moment am Morgen, kurz vor halb sieben im Halbschlaf auf dem Boden sitzend, das immergleiche Bild vor Augen.

Vom Vångavallen bis zum Fährterminal sind es genau 18 Minuten zu Fuß.

Erst dieses Ding mit Ello und dann war sogar Quitter einen Augenblick lang wachgeküsst. Netznomaden.

Achthundert Feeds im / Eingang, im Zeltsack noch der / Regen Göteborgs

Als der Bahnübergang in der Gützkower Straße endgültig geschlossen wurde, standen wir in der Kälte und sahen den Bauarbeitern zu, wie sie erst die Straße und schließlich die Fußgängerbrücke sperrten. Der Mann neben mir sagte, dieser Weg lasse sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen, seitdem sei man hier, an dieser Stelle, nach Berlin gefahren und jetzt nicht mehr.

Trelleborg, Lundell, Österlen

Südliche Ostsee: Südwest 6 bis 7, strichweise 7 bis 8, zeitweise schlechte Sicht, See bis 3 Meter

Durch die Uebernahme der Beaufort-Skala auf das Land entstand Verwirrung, weil die Winde im Binnenland allgemein schwächer sind, und deshalb die Windschätzung allgemein zu hoch wird, und ferner, weil über dem Lande die Windgeschwindigkeit allgemein mit der Höhe stärker zunimmt als über See und hierdurch eine gleichmäßige Reduktion erschwert wird (Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften von Otto Lueger).

Die Platte ist richtig richtig gut, sagt die Verkäuferin im Åhléns, als ich sie zusammen mit ein paar Kleinigkeiten auf den Tresen schiebe.
– Ja, das hoffe ich auch.
– Ist sie für dich oder ein Geschenk?
– Die ist für mich.
– Das ist gut.

Ich war drauf und dran, ehrenamtlicher Nationalparkwächer zu werden, weil mich die Leute gestört haben, die da Feuer machen, zelten und die Hunde frei herumlaufen lassen. Wir haben darüber schon Witze gemacht: »Gib mir eine Dienstmarke und ich geh mit meinem Stock dahin und schreie die Leute an.« Für mich ist das heiliger Boden, man sollte an die Wildtiere denken, die es dort gibt. Dass die Leute sich da hinsetzen und im Sommer Feuer machen – verdammt, das kann Waldbrände geben! (Ulf Lundell über den Stenshuvuds Nationalpark)

Ein Pfingsturlaub in Österlen, als wir auf dem Campingplatz von Kivik von den Landmaschinen geweckt wurden, die die benachbarte Apfelplantage spritzten.

In der Luft

Nach dem Abpfiff kehren die Möwen ins Stadion heim. Bis zum Hafen sind es 15 Minuten, vier Stunden über das Meer.

Erst kommt das Netz zurück, dann kommt das Land in Sicht, die Straßenlaternen von Sassnitz. Das Schiff entleert sich auf das Fahrzeugdeck. Der einzige Fußpassagier wartet, bis die Gangway heranschwebt und andockt. Das Terminal ist menschenleer.

In der Dunkelheit trägt der Äther die Radiowellen meilenweit. Das wäre eine Nacht für die Mittelwelle gewesen. Währenddessen färbt sich der Himmel hellblau-grau.