Zoë Beck: Paradise City. Ich hatte zwei Rezensionen zu diesem Buch aus der Zeitung ausgeschnitten und erinnerte mich daran, als ich mich entscheiden musste, welche Bücher ich mit in den Urlaub nehme. Ausnahmsweise E-Books, da beleuchtbar und leicht zu transportieren. Überhaupt passen hier Format und Inhalt bestmöglich zusammen, Zoë Beck dreht unsere Geschichte nur ein paar Jahrzehnte vorwärts: Das Meer hat sich die halbe Küste zurückgeholt, eine Epidemie hat große Teile der Bevölkerung ausgerottet, der Großraum Frankfurt am Main ist Bundeshauptstadt geworden und der Nationalstaat in Gestalt einer sanften Gesundheitsdiktatur zurückgekehrt (den Stand des Gesundheitswesens würde ich sofort haben wollen, perfekt). Bücher und Zeitungen aus Papier sind in dieser Gesellschaft nicht mehr denkbar, Zeitungen ohnehin nicht, weil die Medien fast vollständig verstaatlicht worden sind. Die Protagonistin arbeitet für eine verbliebene private Nachrichtenagentur, von der man aber auch nicht genau weiß, ob die Regierung sich diese nicht als Ventil hält. Zoë Beck webt in alles noch einen Kriminalfall und eine Lebensgeschichte hinein, sie erzählt so selbstverständlich, dass mir erst hinterher auffiel, dass praktisch alle Hauptfiguren im Buch Frauen sind. Sehr schön. Und jetzt weiß ich nicht, wohinein ich die beiden Rezensionen legen soll. Das ist der Nachteil von E-Books.
Schlagwort: Science Fiction
IKARIA 6 ist ein Science-Fiction-Hörspiel, dessen Geschichte schwer wiederzugeben ist, weil sie glücklicherweise nur in Ansätzen erzählt wird. Doch der Sound hat einen kosmischen Sog. Hörspiele erzeugen die Bilder selbst, deshalb hätte ich die Comic-Animationen zur Tonspur gar nicht gebraucht. Trotzdem schön zu sehen, welche Bilder bei anderen entstanden sind.
Blade Runner 2049
Fast im letzten Moment angesehen: Der Film scheint nicht mehr lange zu laufen und kommerziell kein besonderer Erfolg zu sein, was vielleicht ein gutes Zeichen ist. Gemischte Gefühle nach dem Kinobesuch. Einerseits wird die Fortsetzung dem berühmten ersten Teil gerecht, die Erwartungshaltung muss eine ziemliche Bürde gewesen sein. Die Geschichte von 2049 schließt sich sinnvoll an die Geschichte von 2019 an, die Stimmung ist gut getroffen, die Ausflüge aus der Stadt heraus passen ganz gut (ein Eisenofen ist ohnehin immer ein gutes Motiv), auch die Erweiterung des Farbspektrums in der Wüste zu gelb-orange gefällt mir. Die holographische Geliebte funktionierte ebenso. Die Hauptrolle mit Ryan Gosling zu besetzen, finden alle doof, aber wenn wir ehrlich sind: Harrison Ford konnte 1982 auch nicht besonders viele verschiedene Gesichtsausdrücke. Bei Blade Runner 2079 kann Gosling dann den Westernhelden geben.
Andererseits:
[1] Ich fand den ausführlichen Ausflug in die US-amerikanische Kulturgeschichte (Jukebox, Elvis, Sinatra, Monroe) unpassend, da war der erste Film bereits deutlich indifferenter. Immerhin gab es diesmal in der Stadt russische Sprachfetzen.
[2] Mir wurde im ganzen Film zu viel erklärt. Am meisten störte mich die Stelle, in der in einem Dialog nochmal ausgesprochen werden musste, dass Officer K nicht das Kind von Rahel ist. Das war doch schon längst klar! Blade Runner lebte dagegen noch stark vom Ungefähren, von den Geheimnissen.
[3] Die Geschichte mit dem Thema Fortpflanzung weiterzuerzählen, meinetwegen. Aber Science Fiction 2049 stelle ich mir weiter vor als den simplen Plot Vater, Mutter, Kind. Deshalb war der Schluss mit der Hand auf der Scheibe auch leider viel zu tranig für mich. Es hätte es gereicht, Deckard in das Haus gehen zu sehen, wenn überhaupt.
[4] Mir war alles zu sehr auf noch eine Fortsetzung hin erzählt. Es blieben zu viele mächtige Hintermänner übrig. Die Niederlassung von Niander Wallace mit der Insel sah zu sehr nach einem kitschigen Zen-Garten aus (da war die Tyrell Corporation deutlich schmuddeliger) und was die Story mit Freysa dramaturgisch sollte, habe ich nicht so recht verstanden.
Trotzdem alles beeindruckend, keine Frage.