Zoë Beck: Memoria. Alle paar Wochen kommt T. vorbei und holt sich die Zeitung ab. Deshalb schneide ich die Buchrezensionen, die mich interessieren, nicht mehr aus, sondern fotografiere sie ab. Ich weiß nicht, wie lange dieser Workflow noch funktionieren wird. Die Zustellung der Zeitung wird immer unzuverlässiger. Für eine Zeitung, die nur an zwei von drei Tagen im Briefkasten liegt, ist das Abonnement ziemlich teuer. Vielleicht sollte ich lieber digital lesen, aber dafür fehlt mir ein vernünftiges Endgerät und die Weitergabe wird auch problematisch. Jedenfalls habe ich das neue Buch von Zoë Beck nicht gefunden und musste im Laden unter Zuhilfenahme der fotografierten Rezension danach fragen. Es stand nicht unter Science Fiction, sondern unter Spannung, damit hatte ich nicht gerechnet.
Schlagwort: Science Fiction
Aniara ist ein schwedischer Science-Fiction-Film mit einem bekannten Thema. Die Menschen müssen die Erde verlassen und siedeln massenhaft auf den Mars um, mit einem Raumschiff, das wie eine Kreuzung aus Hotel und Einkaufszentrum aussieht, wie ein Kreuzfahrtschiff also. Unterwegs passiert ein Unglück, in dessen Folge das Schiff antriebslos in das All hinaustreibt. Sehr bleich, sehr dunkel, sehr ausweglos. Die Geschichte entgeht der Verlockung, eine Rettung zu zeigen. Ich war beeindruckt und geriet beim Nachlesen direkt in ein Rabbit Hole. Der Film entstand nach einem Versepos von Harry Martinson aus dem Jahr 1956. Das Werk gehört zum Kanon der skandinavischen Kultur und ist an mir bisher völlig vorbeigegangen. Kommt demnächst mit der Post.
Zoë Beck: Paradise City. Ich hatte zwei Rezensionen zu diesem Buch aus der Zeitung ausgeschnitten und erinnerte mich daran, als ich mich entscheiden musste, welche Bücher ich mit in den Urlaub nehme. Ausnahmsweise E-Books, da beleuchtbar und leicht zu transportieren. Überhaupt passen hier Format und Inhalt bestmöglich zusammen, Zoë Beck dreht unsere Geschichte nur ein paar Jahrzehnte vorwärts: Das Meer hat sich die halbe Küste zurückgeholt, eine Epidemie hat große Teile der Bevölkerung ausgerottet, der Großraum Frankfurt am Main ist Bundeshauptstadt geworden und der Nationalstaat in Gestalt einer sanften Gesundheitsdiktatur zurückgekehrt (den Stand des Gesundheitswesens würde ich sofort haben wollen, perfekt). Bücher und Zeitungen aus Papier sind in dieser Gesellschaft nicht mehr denkbar, Zeitungen ohnehin nicht, weil die Medien fast vollständig verstaatlicht worden sind. Die Protagonistin arbeitet für eine verbliebene private Nachrichtenagentur, von der man aber auch nicht genau weiß, ob die Regierung sich diese nicht als Ventil hält. Zoë Beck webt in alles noch einen Kriminalfall und eine Lebensgeschichte hinein, sie erzählt so selbstverständlich, dass mir erst hinterher auffiel, dass praktisch alle Hauptfiguren im Buch Frauen sind. Sehr schön. Und jetzt weiß ich nicht, wohinein ich die beiden Rezensionen legen soll. Das ist der Nachteil von E-Books.