Schlagwort: Schach

Ich habe meinen Account bei SchemingMind reaktiviert, allein schon, weil es auf eine angenehme Weise distinguiert ist, eine Website nach einem Zitat von Arthur Conan Doyle zu benennen.

Amberley excelled at chess – one mark, Watson, of a scheming mind.

Vor allem ist es die einzige Seite, die ich kenne, auf der man Schatrandsch (das persische Schach) spielen kann. Jetzt bin ich auf der Suche nach Gegnern und Literatur. Hier ist schon mal eine Partie mit einem sehr ästhetischen Mattbild. Es ist ein sehr langsames Spiel aus der Zeit, als Dame (Fers) und Läufer (Alfil) noch keine langschrittigen Figuren waren (und es im chinesischen Schach noch immer nicht sind). Immerhin ist der Begriff der Tabija im modernen Schach inzwischen wieder geläufig, ein seltenes Beispiel von schachhistorischem Bewusstsein.

Ein paar kurze und neunmalkluge Anmerkungen zu Ronsens/Foer/Schach

Schach in der Literatur ist ein trübes Kapitel und ich möchte gar nicht wissen, wie es aussieht, wenn es um Fachsprache bei einem Thema geht, das noch abseitiger ist. Immerhin nichts gegen Übersetzer/innen: auch originalsprachliche literarische Texte sind häufig nicht besser. Aber dass game hier eben nicht Spiel ist, sondern Partie (vgl. die Schachpartie oder eine Partie Schach spielen; das Schachspiel ist dagegen ein Gattungsbegriff), finde ich nicht gerade fernliegend. Und Patt ist nicht triste Zugwiederholung, sondern eine Situation, in der man trotz Zugrecht keine Figur mehr bewegen kann – und die bei Dame anders als beim westlichen Schach Partieverlust bedeutet, was wiederum vollkommen sinnwidrig wäre, wenn beide Seiten zuvor optimal spielen, was ja angeblich ganz leicht sein soll.

Geschäftsidee: Ein Büro aufmachen, das Schachstellen in Manuskripten auf korrekte Terminologie überprüft und damit reich werden. Lass ich mir gleich mal patentieren.

PS: Was ist eigentlich passiert, dass Dame inzwischen so in der Versenkung verschwunden ist? Als ich Kind war, war das noch ein beliebtes Brettspiel. Aber wahrscheinlich verschwinden Brettspiele ohnehin.

Cape Town II: Eine Geschichte ohne Pointe

Auf dem Rückflug von Kapstadt saß vor mir auf einem Platz mit Beinfreiheit ein erfahrener Vielflieger, der zu meiner Aufregung kurz nach dem Start einen Schachcomputer aus dem Handgepäck fummelte. Ich wusste gar nicht, dass diese Geräte noch in Gebrauch sind. So ein Kaufhauscomputer, die Züge mussten per Druck der Figuren auf Start- und Zielfeld eingegeben werden, der Computer zeigte seine Züge mittels blinkender Lämpchen auf den Koordinaten an. Trotzdem tröstete mich die Aussicht, die Flugzeit vielleicht durch ein wenig Kibitzen etwas kurzweiliger gestalten zu können. Mein Vordermann spielte immer Weiß. Jedesmal, wenn er verlor, regelte er den Rechner ein Stufe herunter, bis er wieder gewann. Auf diese Weise entstanden einige skurrile Partien, geschlossene Stellungen, langatmige Zugfolgen, bis die Kiste den Weißen endlich in ihre Stellung ließ und irgendwann mattgesetzt wurde. Ab und zu guckten die Leute, die vor den Toiletten anstanden, auf das Brett.

Nach einer Stunde war Schluss damit. Der Mann vor mir packte das Gerät wieder ein und verscheuchte den kleinen Jungen, der gerade versuchte, an der Notausgangstür eine rote Kurbel zu betätigen.