Schlagwort: Karlstad

Schweden

Warten auf den Zug, auf den Bus, auf die Fähre, auf das Boot. Die Fahrpläne strukturieren den Tag. Trotzdem, es ist erstaunlich, wo man mit einer funktionierenden öffentlichen Infrastruktur alles hinkommt, obwohl man kein Auto hat.

Wir machen einen Ausflug nach Torsby. Der kleine Triebwagen fährt die meiste Zeit direkt am Fryken entlang, zuerst am Westufer, in Sunne wechselt er auf die östliche Seite. Die Badestelle in der Stadt ist ein Traum. Das Wasser ist tief und dunkel. Im Hafen nebenan liegt das geschlagene Holz aufgestapelt und wird gewässert. Gegenüber sind die Berge. Wir gehen hoch zum Hembygdsgård, einer Art Freiluftmuseum, das es in so gut wie jedem schwedischen Ort gibt. Die Sonne scheint, wir sitzen unter den Bäumen und die Frauen vom Heimatverein haben Waffeln mit Moltebeeren und Sahne gemacht. Es ist wie in einem Schwedenurlaub.

Am nächsten Tag erfahre ich, dass ich Våfflor falsch ausgesprochen habe. Mein Schwedisch ist fast verschwunden.

Auf der Strecke zwischen Bengans am Stigbergstorget und der Andra Långgatan sind inzwischen sechs Plattenläden. Ich habe meine Sammlung online archiviert, damit ich nichts mehr doppelt kaufe, aber ich muss mir auch mal eine Liste für meine Suche machen. Wenn ich in einem Laden stehe, ist mein Kopf wie leergefegt.

Ein Wiedersehen mit Trelleborg. Das neue Schiff ist viel zu klein für diesen Hafen, sie mussten sogar den Anlegekai absenken, damit es beladen werden kann.

Wenn ich zurück bin, brauche ich immer ein paar Tage, in denen ich lernen muss, dass Autofahrer hier keine Rücksicht auf mich nehmen, wenn ich über die Straße gehen will.

Karlstad

Willst du eine wirklich schöne Stelle wissen? Einen schönen Platz auf der Erde? Ja? Dann verrate ich dir jetzt etwas.

Wenn richtig Sommer ist, wenn es warm ist, wenn die Sonne schon wochenlang scheint und jeden Winkel ausleuchtet, wenn es also kaum noch auszuhalten ist, dann musst du in Richtung Norden nach Värmland und nach Karlstad fahren. Karlstad versteckt sich hinter dem Vänernsee, der so groß ist, dass man glaubt am Meer zu sein, wenn man an seinem Ufer steht. Also fährst du entweder rechts um den See herum, da sind viele Hügel, oder du fährst links um den See herum, da sind viele Wälder. Oder du hast ein Schiff und fährst einfach quer über den See.

Wenn du in Karlstad angekommen bist, fragst du am besten nach dem Museum und gehst gleich dorthin. Du kannst es nicht verfehlen, es liegt in einem kleinen Park und die Wände sind aus rotgestrichenen Holzbrettern. Daneben steht ein gelbes Haus, in dem die Bilder aus dem Museum sind, und wenn du in diese Richtung gehst, siehst du schon das Wasser. Das Museum liegt nämlich auf Sandgrundsudden (du merkst gleich, warum!) und das ist eine Halbinsel im Klarälven, einem großen Fluss, der aus Norwegen kommt und in Karlstad schließlich in den Vänernsee fließt. Der Klarälven ist fast 500 Kilometer lang! Normalerweise ist er ein bisschen kalt, weil er aus Norwegen kommt, aber wenn du einen richtigen Sommer erwischt hast, musst du zu der Badestelle hinter dem gelben Haus gehen und über den Sandstrand ins Wasser laufen. Es ist so schön, mitten in der Stadt herumschwimmen zu können. Das Wasser ist erfrischend, doch nicht zu kalt. Aber pass gut auf, in der Mitte wird der Fluss richtig tief und schnell und reißt dich mit. Sonst landest du am Ende noch im Vänernsee!

Hast du auch einen Lieblingsplatz?

Utedusch

Patrick hatte einen riesigen roten Volvo, machte irgendwas im Außendienst und hatte für den dunklen skandinavischen Winter eine Ferienwohnung in Thailand. Er redete für einen Schweden ungewöhnlich viel, sprach värmländischen Dialekt und meinte offenbar, ich würde alles verstehen. Patrick war richtig stolz auf sein Ferienhaus. »Es liegt mitten im Wald und der IKEA ist nur 800 Meter weit weg.« Wir mussten also das Gepäck zu Fuß zum Häuschen schleppen und den IKEA hinter den Bäumen an der E 18 sah man zum Glück nicht. Obwohl es ein reizvoller Gedanke war, mal einen Nachmittagsspaziergang dorthin zu machen.

Aber das Beste hatte sich Patrick noch aufgehoben. Das Ferienhaus hatte eine Außendusche. »Es gibt nichts Besseres, du kommst vom Sport oder vom Schwimmen (die Schweden sind Sportfanatiker, aktuell war dort gerade Frisbeegolf, hatte ich auch noch nie gehört) und dann kannst du an der frischen Luft duschen, das warme Wasser kommt von oben und du bist trotzdem draußen! Herrlich!« Er zeigte mir voller Begeisterung die Armatur hinter dem Holzverschlag und den Boiler.

Und wirklich, es gibt kaum etwas Schöneres, als an einem sonnigen Tag unter freiem Himmel unter der Dusche zu stehen, danach mit einem Handtuch im Freien herumzuspringen, die Füße auf dem warmen Felsen und dabei auf den Vänern zu gucken. Patrick hatte völlig recht. Sogar ohne Sport.