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Im Ballpark

Einem Baseballspiel zuzusehen, ist die perfekte Art, einen Spätsommersamstagnachmittag zu verbringen. Der Ballpark liegt am Stadtrand, 20 Minuten mit dem Fahrrad, dahinter beginnt der Wald. Das Spiel plätschert vor sich hin, die Leute sitzen auf den Bänken oder im Gras und sprechen über die Regeln, das Inning und über den Sommer. Auf dem Grill liegen Seitanwürstchen und Steaks friedlich nebeneinander. Ab und zu schlägt jemand einen Hit und einmal holt der Hund den Ball im Foul Territory aus den Büschen. Wir sind im Finale.

Auf dem Wall

Nächtlicher Spaziergang über den Wall. Wir hören dem Schnee beim Fallen zu, der alles bedeckt und der die Stadt aus der Zeit wirft. Wir passieren das alte Lyzeum, die alten Institute, die alte Universitätsbibliothek, die alte Augenklinik, den alten Gefängnishof, dahinter ragt der Dom in den Himmel. Der Winterdienst wird erst in ein paar Stunden kommen, mit dem Schneepflug und den abstumpfenden Streumitteln. Das ist unsere Stunde. Wir laufen durch die helle weiße Nacht und reden über die Dinge, die wir gemacht haben, die wir machen wollen, die liegengeblieben sind, die wir dann doch nicht machen werden, oder doch, oder doch nicht. Die erste Spur im jungen Schnee.

Passage

Der Supermarkt macht in ein paar Tagen zu. Die Regale sind zur Hälfte leer, die letzten Konservendosen stehen in einer langen Reihe nebeneinander, so als ob sie sich gegenseitig Mut machen wollten. Die Kassiererin sitzt auf ihrem durchgesessenen Stuhl und träumt. Zwei alte Frauen halten ihre Körbe fest in den Händen und beklagen sich. Es ist ein bisschen so wie im Juni 1990. Etwas geht zu Ende. Nachts, als wir von der D-Mark-Party nach Hause liefen, kamen wir an der Kaufhalle vorbei, die hell erleuchtet war. Die Verkäuferinnen räumten Unmengen von Waschpulver in die Regale. Das Raumschiff war gelandet.