Dirk Hesse. Der Eiskeller. Der Autor hat ein Buch für seine Tochter geschrieben, eine Mischung aus Märchen, Fantasy und (unverkennbar) Dark, die gut funktioniert. Die Sprache ist sauber und durchdacht, die Story geradlinig und spannend. Die Geschichte spielt in zwei Welten, die durch dieses bezaubernde Lied miteinander verbunden werden. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und dann ins Internet Archive gestellt, beides passiert nicht oft.
Schlagwort: Bücher
Theresia Enzensberger. Auf See. Große Erwartungen an dieses Buch (die Rezensionen versprachen eine Dystopie auf einer künstlichen Ostseeinsel, der Roman stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis), die leider alle enttäuscht wurden. Das Buch kämpft einen politischen Kampf gegen den sog. Neoliberalismus, der vielleicht vor zehn Jahren aktuell war, aber ein ideologiegetriebener Text bleibt vor allem flach und langweilig und ohne Poesie und literarischen Zauber. Am traurigsten fand ich die eingeschobenen Passagen voller Buchwissen und selbst diese sind vermutlich einseitig gefärbt, die neokolonialistisch gedeutete Geschichte von Nauru war es jedenfalls.
Vor einem Monat hatte er an einem Sonntagnachmittag mit Lawrence einen Spaziergang im Grünen gemacht. Sie waren in den Chilterns gewesen und einige Kilometer nördlich von Henley, unweit von einem Bauernhof, einem Weg gefolgt. Lawrence war vom Pfad abgewichen, um sich das Wrack einer alten Landwirtschaftsmaschine anzusehen. Er trat die hüfthohen Brennnesseln nieder.
„Dad. Komm mal her, und sieh dir das an.“
Er wollte, dass Roland die Zähne eines verrosteten Zahnrades zählte. Es waren vierzehn. Und dann bat er ihn, auch die Zähne an dem größeren, ins kleinere greifenden Zahnrad zu zählen. Fünfundzwanzig.
„Verstehst du? Das sind relative Primzahlen, also teilerfremd.“
„Und das bedeutet?“
„Der einzige gemeinsame Teiler, den sie haben, ist eins. So nutzen die Zahnräder sich gleichmäßig ab.“
— Ian McEwan: Lektionen