Klagefall

Schlagwort: Berlin

Einen ganzen Tag lang unterwegs gewesen, um zehn Minuten auf einer Fachtagung zu sprechen. Ich bin nicht gut darin. Ich kann stundenlang einen Gerichtssaal unterhalten, aber ich bin nicht gut darin, mit einem Manuskript an einem Pult zu stehen, während gleichzeitig eine Stoppuhr herunterläuft. Akademiker, Bundesrichter, Ministerialbeamte, alles nicht meine Welt. Ich gehöre da nicht hin. Ich will meine Fälle machen, ich will nicht darüber reden und schon gar nicht, wenn niemand hören will, was ich zu sagen habe. Ich will das machen, was ich gut kann.

Entropie

Unsere Osterfreunde hatten mir ein Buch ins Krankenhaus geschickt zur Erinnerung an die gemeinsame Zeit auf der Pfaueninsel und am Tag vor dem Eingriff las ich es und zum Ende hin holte ich mir einen Stift aus der Tasche und fing an, ein paar Anstreichungen zu machen.

Das Vergehen der Zeit, dachte sie, war ja vor allem ein Vergehen von Zukunft und ein Sieg der Vergangenheit. Einer Zeit also, zu der sie gehörte und die nicht verging. Wie verging einem Tier im Käfig seine Zeit? Oder hatten die Tiere, die ja nicht wussten, dass sie sterben mussten, gar keine? Wie seltsam, dachte sie, dass eine Welt vergehen und zugleich dableiben konnte. Dass immer mehr verschwand als entstand und doch alles zunahm. Jeder Liebende ist ein Überlebender. Doch auch die Toten sind weiter unter uns, als wäre nichts geschehen. Jeder Garten ein Friedhof.

– Thomas Hettche: Pfaueninsel

Was schön war, Ostern

Essen: Pelmeni, Lammbraten, das russische Konfekt aus dem Laden im Bahnhof Charlottenburg, der rund um die Uhr geöffnet hat. Mit J. und E. auf dem Fahrrad die Kantstraße entlangfahren und im Quasimodo landen. Mit zwei Musikern an einem Tisch sitzen, Bier trinken und ihnen dabei…

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