Der Supermarkt macht in ein paar Tagen zu. Die Regale sind zur Hälfte leer, die letzten Konservendosen stehen in einer langen Reihe nebeneinander, so als ob sie sich gegenseitig Mut machen wollten. Die Kassiererin sitzt auf ihrem durchgesessenen Stuhl und träumt. Zwei alte Frauen halten ihre Körbe fest in den Händen und beklagen sich. Es ist ein bisschen so wie im Juni 1990. Etwas geht zu Ende. Nachts, als wir von der D-Mark-Party nach Hause liefen, kamen wir an der Kaufhalle vorbei, die hell erleuchtet war. Die Verkäuferinnen räumten Unmengen von Waschpulver in die Regale. Das Raumschiff war gelandet.
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Moderne Arbeitswelten
Sie sind zu viert hinter dem, was man heute Tresen nennt und was früher Ladentisch hieß. Sie bedienen die Laufkundschaft und die Cafébesucher an zwei Schlangen, sie machen den Kaffee am Automaten, sie backen die Brötchen auf und schmieren zwischendurch die Baguettes. Sie haben eine Art Uniform an und man merkt, dass jedes Wort einstudiert wurde: »Und was nehmen Sie zum Kaffee? Darf ich das Brot für Sie schneiden? Möchten Sie noch etwas Süßes für den Nachmittag mitnehmen? Ja? Nein? Sehr gern!« Hinter dem Tresen ist nicht mal ein Meter Platz. Sie laufen hin und her und passen auf, dass sie dabei nichts umwerfen. Es muss schnell gehen und es ist sehr warm, vor allem, wenn die Backofentür heruntergeklappt ist. Eine Verkäuferin verbrennt sich den Arm an der Tür. Für einen Moment sieht es so aus, als würde sie zusammenbrechen. Ihr stehen die Tränen in den Augen, als sie den nächsten Kunden anlächelt. »Nehmen Sie noch etwas Süßes zum Kaffee heute Nachmittag?« Eine Kollegin tröstet sie. Sie hat Narben am Unterarm.