Kategorie: Weblog

Trelleborg I

Willst du eine wirklich schöne Stelle wissen? Einen schönen Platz auf der Erde? Ja? Dann verrate ich dir jetzt etwas.

Dort kommst du sehr einfach hin. Du musst nur nach Trelleborg fahren und das macht ja nun wirklich fast jeder, der nach Schweden fährt oder aus Schweden wegfährt. In Trelleborg gibt es einen großen Hafen für die großen Fähren. Sonst gibt es dort nicht so viel, sagen manche, die sich bloß beeilen, um aus Trelleborg schnell wegzukommen. Trelleborg luktar skit, sagen die Schweden, die Trelleborg nicht so schön finden, aber das übersetze ich lieber nicht. Mein erster Schwedischlehrer schwärmte uns von den Zimtschnecken an der Shelltankstelle vor, aber stell dir mal vor, du sollst deine Stadt beschreiben und das erste, was dir einfällt, ist eine Tankstelle. Nicht gerade schmeichelhaft, oder?

Also, wenn du mal in Trelleborg bist, fährst du am besten gleich zum Parkplatz vor dem Maxi ICA in der Strandridaregatan. Dort kannst du dir Schokolade kaufen oder Lakritz oder Eis oder Wurst mit Kartoffelmus und Gurkensalat (das nehme ich) und dann auf eine Bank am Wasser setzen. Die Ostsee liegt hier im Süden, was irgendwie komisch ist und sie ist meistens ganz still und riecht ein bisschen nach Tang und dem Hafen. Du kannst die Schiffe sehen, die einen kommen an und die anderen fahren weg. Losfahren und Wiederkommen, das sind zwei schöne Momente. Aber währenddessen nicht die Zeit vergessen! Es geht gleich weiter.

Hast du auch einen Lieblingsplatz?

Support Your Local Heroes

Man kann Fußball im Fernsehen gucken. Im Fernsehen kommt immerzu Fußball. Die Bundesliga spielt freitags, samstags, sonntags, montags kommt nochmal zweite Liga im DSF oder wie das jetzt heißt, dienstags und mittwochs ist Champions League und donnerstags das, was früher UEFA-Pokal hieß und davor Messestädte-Pokal und jetzt einen Namen hat, den ich mir nicht merken kann. Und wer will, kann auch noch englische Liga gucken oder spanische oder japanische oder die U-17-Asienmeisterschaft, wenn sonst tagsüber gerade kein Fußball kommt. Dafür gibt es extra die Zeitverschiebung.

Ich gehe lieber zum Fußball. Meine Heimatmannschaft spielt sechste Liga. Das Stadion ist mit dem Fahrrad zehn Minuten weg, Eintritt kostet vier Euro und es gibt einen Bierwagen mit Grill. Man trifft nette Leute und ist an der frischen Luft. Es gibt keine Zeitlupe, aber wer braucht schon eine Zeitlupe? Es war sowieso kein Abseits. Ab und zu versuche ich, mit dem Schiedsrichter eine Regeldiskussion zu beginnen oder einem Spieler der gegnerischen Mannschaft meine Meinung zu seiner Spielweise mitzuteilen. Meistens hören sie nicht auf mich, obwohl ich mich deutlich und zugespitzt ausdrücke.

Neulich bin ich auswärts gefahren. Wir standen in Rostock auf einem Sportplatz an der Stange, der schon bessere Zeiten erlebt hat, es war so neblig, dass man kaum die Tore sah und es waren 65 Zuschauer da. Ein paar Kilometer weiter spielte Hansa gegen St. Pauli. Bei uns war es etwas ruhiger. Dafür haben wir gewonnen.

Utedusch

Patrick hatte einen riesigen roten Volvo, machte irgendwas im Außendienst und hatte für den dunklen skandinavischen Winter eine Ferienwohnung in Thailand. Er redete für einen Schweden ungewöhnlich viel, sprach värmländischen Dialekt und meinte offenbar, ich würde alles verstehen. Patrick war richtig stolz auf sein Ferienhaus. »Es liegt mitten im Wald und der IKEA ist nur 800 Meter weit weg.« Wir mussten also das Gepäck zu Fuß zum Häuschen schleppen und den IKEA hinter den Bäumen an der E 18 sah man zum Glück nicht. Obwohl es ein reizvoller Gedanke war, mal einen Nachmittagsspaziergang dorthin zu machen.

Aber das Beste hatte sich Patrick noch aufgehoben. Das Ferienhaus hatte eine Außendusche. »Es gibt nichts Besseres, du kommst vom Sport oder vom Schwimmen (die Schweden sind Sportfanatiker, aktuell war dort gerade Frisbeegolf, hatte ich auch noch nie gehört) und dann kannst du an der frischen Luft duschen, das warme Wasser kommt von oben und du bist trotzdem draußen! Herrlich!« Er zeigte mir voller Begeisterung die Armatur hinter dem Holzverschlag und den Boiler.

Und wirklich, es gibt kaum etwas Schöneres, als an einem sonnigen Tag unter freiem Himmel unter der Dusche zu stehen, danach mit einem Handtuch im Freien herumzuspringen, die Füße auf dem warmen Felsen und dabei auf den Vänern zu gucken. Patrick hatte völlig recht. Sogar ohne Sport.