Bei Tamanca auf La Palma
Kategorie: Weblog
Zwei Gespräche
Ich kenne ihn vier Jahre. Ich weiß nicht, wie er heißt. Er sitzt wie jeden Tag auf einer Bank in der Stadt, grüßt und winkt mich heran.
– Hast du mal zwei Euro für Zigaretten?
– Geld schon wieder alle?
– Das Geld hat alles mein Betreuer. Ich krieg doch nur einmal die Woche Taschengeld.
Ich krame Geld aus dem Portemonnaie.
– Hey, du hast ja einen Bart.
– Die kümmern sich nicht um mich. Ich bin jetzt in L. im Haus der Hoffnung, das Heim von P. war dem Sozialamt zu teuer. Das ist ein Alkoholikerheim, weißt du, ich gehöre da nicht hin. Ich bin doch kein Alkoholiker.
– Aber setz dir eine Mütze auf bei dieser Hitze.
– Erstmal eine Mütze haben.
–––
Ich denke an U. zurück, den ich mal fragte, warum er dem Schnorrer etwas gebe, er kaufe doch nur Alkohol von dem Geld, oder Hundefutter, für den Hund sei wohl Geld da, er könne sich ja beim Amt melden, es müsse doch niemand hungern und frieren in diesem Land, die ganze Leier.
– Weil es Glück bringt. Ich gebe Bettlern immer etwas.
Auf dem Wall
Nächtlicher Spaziergang über den Wall. Wir hören dem Schnee beim Fallen zu, der alles bedeckt und der die Stadt aus der Zeit wirft. Wir passieren das alte Lyzeum, die alten Institute, die alte Universitätsbibliothek, die alte Augenklinik, den alten Gefängnishof, dahinter ragt der Dom in den Himmel. Der Winterdienst wird erst in ein paar Stunden kommen, mit dem Schneepflug und den abstumpfenden Streumitteln. Das ist unsere Stunde. Wir laufen durch die helle weiße Nacht und reden über die Dinge, die wir gemacht haben, die wir machen wollen, die liegengeblieben sind, die wir dann doch nicht machen werden, oder doch, oder doch nicht. Die erste Spur im jungen Schnee.