Kategorie: Notizen

Seit einigen Wochen sitze ich jeden Tag wenigstens eine Stunde an der Übersetzung einer kleinen Erzählung. Wieder eine Alternativweltgeschichte, wieder mit Bezug zu den Beatles, mehr wird nicht verraten. Ich komme langsam an das Ende der ersten Rohfassung. Es gibt wahrscheinlich keine bessere Art, sich einem Text zu nähern, Wort für Wort, Satz für Satz, Absatz für Absatz. Eine eigene Welt, die sich zwischen Bildschirm, Tastatur, meinen Händen und meinen Augen auf- und wieder abbaut, wenn ich den Rechner ausschalte. Die Sprache in der Erzählung ist jedenfalls ziemlich schmutzig und ich überlege noch, ob ich für fucking, damned und bloody jeweils eigene Begriffe brauchen werde oder nicht.

Aber W. und ich wissen: Wir werden weniger, so langsam kommt es auf jeden an.

Herr Ackerbau hat zu Hause jemanden wiedergesehen.

Über Buchhandlungen

In Greifswald gibt es im Umkreis von vielleicht 200 Metern vier Buchhandlungen: Den Hugendubel am Markt, der früher Weiland hieß, in der Langen Straße die Rats- und Universitätsbuchhandlung, schräg gegenüber davon die Buchhandlung Scharfe und schließlich die Dombuchhandlung in der Domstraße, die vor allem christliche Literatur verkauft. Bis vor ein paar Jahren gab es noch ein Antiquariat, aber das hat das Ladengeschäft aufgegeben und verkauft nur noch im Internet.

Ich glaube nicht, dass sich alle vier halten werden. Heute wollte ich ein Sprachenbuch kaufen, ganz old school: gucken, was es gibt, durchblättern und das beste mitnehmen. Hugendubel hatte ein paar Sachen, aber keine Lernbücher und ich erinnerte mich, dass die Rats- und Universitätsbuchhandlung ein gutes Sortiment bei Sprachen hatte, sogar fremdsprachliche Belletristik. Ich war eine Weile nicht dort gewesen. Wenn ich stöbern will, gehe ich ich den Hugendubel, der am größten ist. Wenn ich weiß, was ich will, bestelle ich: bei Amazon, wenn ich faul bin oder bei Scharfe, wenn mich das schlechte Gewissen plagt. Die Buchhandlung Scharfe mag ich am meisten, aber sie haben nur wenig Bestand im Laden.

Also deshalb heute die Rats- und Universitätsbuchhandlung. Ich bekam einen ziemlichen Schreck. Die zweite Etage, in der früher die Fachbücher waren, ist geräumt. Im Erdgeschoss stehen noch die Hälfte der Regale und auch die sind nur zur Hälfte voll. Auf die oberen Regalbretter haben sie Deko-Artikel gestellt, Vasen und so etwas. Ein bisschen wie in einer sowjetischen Kaufhalle, in der alle zwanzig Zentimeter ein Gurkenglas stand, das Etikett nach vorn. Die Comic-Abteilung ist verschwunden, Science Fiction sowieso und überhaupt war es bedrückend leer. Immerhin, es gab noch ein paar Sprachbücher und ich habe dann etwas bestellt, was ich mir bei Amazon vorher schon halbwegs ausgesucht hatte und es könnte morgen schon da sein.

Buchhandlungen sind Orte und die funktionieren wie Kneipen: Wenn es leer ist, geht niemand rein und setzt sich an den Tisch. Das werden traurige Zeiten.