Klagefall

Autor: Stefan

Öresundsbron, Ostern 2024

Bornholm, Brüder

In diesem Sommer habe ich zwei Dinge zum ersten Mal in meinem Leben gemacht: mit dem Fahrrad um Bornholm fahren, Urlaub mit meinen Brüdern. Wir hatten ursprünglich ein etwas anspruchsvolleres Ziel, sind dann aber aus verschiedenen Gründen in der Nähe geblieben. Es war eine schöne…

Jenny Erpenbeck. Kairos. Ich kann verstehen, warum Jenny Erpenbeck für dieses Buch den Booker-Preis bekommen hat, sie kann eine Geschichte aufschreiben, das gefällt mir. Aber das Buch ist nicht nur die quälende Geschichte einer schrecklichen Paarbeziehung, sondern auch eine unfassbare Rechtfertigung der DDR, Erzählperspektive hin oder her. Die beiden Protagonisten sind Teil der privilegierten Kulturelite der DDR, mit Reisegenehmigungen und voller Verachtung für den Westen und die einfachen Leute. Die bleiernen letzten Jahre der DDR, die überdeutlich an ihr Ende gekommen war, bilden den Hintergrund der Handlung, sie werden von den Romanfiguren voller Selbstmitleid, mit schwülstigem Pathos und unter Verklärung der sozialistischen Gewaltgeschichte geschildert. Das ist kaum auszuhalten. Nebenbei ist das Buch schlecht recherchiert: Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn jemand nicht nachgelesen hat, wie die Schachfiguren eigentlich heißen, außerdem sollte man wissen, welche Wahl im Mai 1989 gefälscht wurde, wenn man darüber schreibt. 35 Jahre nach ihrem Untergang ist die DDR, die ein ethnisch homogener, fremdenfeindlicher, antisemitischer und antiamerikanischer Staat war, wieder zu einem positiven Bezugspunkt geworden. Wenn man wissen will, warum Putins Russland in Ostdeutschland so gefeiert wird, dieses Buch bildet die aktuelle Stimmung gut ab.

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